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Können Einsatzkräfte mittlerweile Coords verwerten?

Meine Frage: Können Polizei und Rettungskräfte mittlerweile mit Koordinaten umgehen?
Ich entsinne mich daran, dass Einsatzstellen lange Zeit überfordert waren, wenn man nur Koordinaten angab, als wolle man im Gefecht Artillerie- oder Luftunterstützung anfordern.

Auslöser für diese Frage ist diese Geschichte:
http://www.allgemeine-zeitung.de/lokales/polizei/beim-wandern-verirrt-im-binger-wald-polizei-und-feuerwehr-suchen-nach-hollaenderin_14324715.htm

Dem Artikel ist nicht genau zu entnehmen, ob die Dame aus sprachlichen Gründen keine Coords übermitteln konnte oder die Einsatzkräfte diese mangels Navi/ GPSr nicht verwerten konnten.

Würde mich mal interessieren, was da der aktuelle Stand der Technik ist oder ob man besser alle Rettungspunkte im Wald als Wegpunkte einspeichert...
 

Mtn

Geocacher
Ich habe vor nicht allzu langer Zeit (nicht einmal ein halbes Jahr) im Rahmen eines Caching-Ausfluges an einem Tag gleich zwei Mal die Polizei gerufen - beide Male war die Leitstelle mit Koordinaten überfordert.
 

slowfox

Geoguru
Polizei und Rettungskräfte sowie Militär verwenden UTM-Koordinaten. Mit "unseren" können sie nichts anfangen.
 

sternö

Geocacher
Der freundliche Leitstellendisponent ist fast immer geneigt, einfach mal maps.google.de einzugeben, das, was du ihm diktierst an Tante G weiterzureichen, und schon poppt ein Punkt auf seiner Karte auf. Den checkt ihr einmal gegen ("so hundert Meter nördlich des Sees?"), er guckt, wie er ihn seinem Fußfolk vermittelt, und tadaa, schon sind Freund und Helfer oder auch medizinische Erstversorgung da.

Hilfreich ist, wenn du weißt, was genau du google diktierst...
 
OP
Marschkompasszahl

Marschkompasszahl

Geowizard
Auf dem ausgedruckten Listing stehen rechts oben auch UTM-Daten. Mein Auto-Navi (LG) kann sowohl Dezimalgrad (49.123456 / 008.987654), als auch UTM.
Und zur Not kann man beim GPSr (z.B. eTrex 30) auch das Positionsformat dahin gehend ändern und dann ablesen - als Dezimalgrad oder UTM.

Also wenn es daran liegen sollte, kann man die Coords auch für Freund und Helfer "übersetzen".
Und ja - Google kann die meisten Coords verarbeiten und anzeigen.
 

Börkumer

Geoguru
Ich werfe mal ein JEIN in die Runde.
Unsere Leitstelle in Wittmund wollte mich zunächst unbedingt auf ach so tolle NOS umlenken. "Ja da sind doch überall die Plaketten. Nachdem der nette Herr endlich verstanden hatte, dass ich mich am Arsch der Insel und die nächste Plakette mindestens 1,5km weiter angebracht war, hat er sich tatsächlich darauf eingelassen und de Koordinaten notiert.

Scheint auch geholfen zu haben, knapp 12 Minuten später für unser Rettungsquad vor und konnte den Herrn mit vermeintlich gebrochenem Knöchel einsammeln, sogar sein Fahrrad passte noch mit auf den Anhänger.
 

Teleskopix

Geowizard
Scheint lokal sehr unterschiedlich zu sein. Bei mir vor Ort haben die Autos des BRK und die des ASB Navis von Garmin bzw. TomTom da geht es mit Coords.
 

lordronin

Geocacher
Ein Bekannter von mir arbeitet auf der hiesigen Leitstelle (Südhessen) - dort können Sie mit so ziemlich jeder Koordinate etwas anfangen.

Aufgrund meiner Tätigkeit in der Freiwilligen Feuerwehr kann ich auch sagen, dass die ab 2014 eingeführten Digitalfunkgeräte mit GPS ausgestattet sind. Das voreingestellte Format ist Grad° Bogenminuten' Dezimalstellen.
 

Eric

Geocacher
War jetzt in Österreich. Dort waren an den Wanderwegen Standorttafeln für die Rettungskräfte. Dort Standen die "Normalen" Koords drauf. Andere Länder, andere Sitten.
 

Die Riedrinder

Geocacher
Aus eigener Erfahrung im Rettungsdienst (als "Fahrer") würde ich behaupten, dass es ein wenig daran liegt, dass "unser" Leitstellenprogramm in Hessen mehr darauf ausgelegt ist, mit Straßen und Hausnummern zu arbeiten als mit Koordinaten...

Wenn ein Einsatzauftrag an einen Rettungswagen per Funk übermittelt wird, steht da in der Regel Straße und Hausnummer - das hat mit der "Hilfsfrist" (die Zeit zwischen Eingang des Notrufs und Eintreffen des Rettungsdienstes am Notfallort) zu tun. Die Hilfsfrist wird nämlich danach berechnet, wann der Rettungsdienst an einem über öffentliche Straßen zugänglichem Ort eintrifft.

Nun ist es ja so, dass Koordinaten, wie beispielsweise von Borkumer beschrieben, dann eingesetzt werden, wenn man weitab von irgendwelchen Straßen ist - in Hessen existieren dafür die Rettungspunkte, also festgelegte Stellen an markanten Punkten (Forsthäuser, Wanderparkplätze und ähnliches), die bereits in der digitalisierten Karte im Einsatzleitrechner erfasst sind. Ob man hier "einfach so" von Hand neue Koordinaten eingeben kann und in welchem Format das sein muss, dazu kann ich jetzt nichts genaues sagen. Fakt ist, dass die maßgebliche Stelle in Hessen (und wahrscheinlich auch bundesweit) bei Kartenkunde immer noch wie üblich vom UTM-System ausgeht - und GPSr zählen eben (noch) nicht zur Standardausrüstung für Feuerwehr, Polizei und Hilfsorganisationen.

Wobei ich aus meiner langjährigen Erfahrung in Feuerwehr und Katastrophenschutz auch ganz ehrlich sagen muss, dass Kartenkunde teilweise ein sehr stiefmütterlich behandeltes Thema ist und dass da einiges an Nachholbedarf (in allen mir bekannten Organisationen) besteht...
 
Als ich letztes Jahr mit gerissener Patellasehne im Eppsteiner Wald lag und die Leitstelle doch tatsächlich meinte mich aufgrund einer Ortsbeschreibung finden zu können ( "Wo sind sie den ungefähr?"-"Abseits des Weges, dritte Eiche von links, neben der großen Buche"), nahmen sie auf meinen Vorschlag hin die Koordinaten in "unserem" Format an. Ich erhielt nach einer Viertelstunde nur einen Rückruf ob ich Dezimalminuten meinte oder Minuten und Sekunden. Eine halbe Stunde später war der Bergungstrupp dann da. Wo ein Wille ist ist auch ein Weg,
 

Die Riedrinder

Geocacher
@die_schwarze_zone:

Ausgeschlossen habe ich ja nichts - aber wenn man überlegst, dass da nach einer Viertelstunde nochmals ein Anruf wegen des "korrekten" Formats kam, dann kann man durchaus annehmen, dass da der Disponent auf der Leitstelle erst einmal umrechnen musste; daher wahrscheinlich auch der Rückruf...

Wenn man dann auch noch die halbe Stunde (hier weiß ich jetzt nicht, ob Du die halbe Stunde nach dem eigentlichen Notruf von Dir oder nach dem Rückruf gemeint hast) dazurechnet, ist man im schlimmsten Fall bei 45 Minuten - was für einige dringende Verletzungsbilder zu spät sein kann (Stichwort Herz-Kreislaufstillstand oder stark blutende Verletzungen).

Schön wäre es halt, wenn die Hard- und die Software entsprechend die Koordinaten verarbeiten könnten - dazu muss aber wahrscheinlich erst mal die Leitstellensoftware ausgetauscht werden, fürchte ich...
 

Sawyer

Geocacher
Meine Mitcacher und ich hatten Ende Mai bei einer Nachtcachetour bei Zweibrücken das Pech, dass Brandstifter den Vorderreifen am Auto eines Kameraden angezündet hatten. Der per Mobilphone alamierten Polizei (den Brand konnten wir selbst löschen) konnten wir mangels Ortskenntnisse keine genaue Beschreibung geben, dafür aber Koordinaten anbieten. Es kam lediglich der Wunsch nach dem Format hh° mm.mmm'.

Fazit: Die haben den Umgang mit Koordinaten gelernt oder waren Cacher. :D
 

huckeputz

Geowizard
Toll wäre es, wenn es eine App gäbe, die mit den bestenfalls einheitlichen Systemen in den Leitstellen kommunizieren und den Standort übermitteln könnte.

Kann ja sooo schwer nicht sein, denke ich.
 
OP
Marschkompasszahl

Marschkompasszahl

Geowizard
DIE Idee ist gut! Sozusagen eine Notruf-App, die notfalls in "Robotersprache" oder als SMS alle notwendigen Daten übermittelt: Name und Telefonnummer (ggf. auch Meldeadresse und Geb.Dat. zur Verifizierung), Standort in den gebräuchlichen und verwertbaren Formaten, ggf. noch spezielle Patientenhinweise (Blutgruppe, Diabetes, Penicilin-Allergie, usw.).
 

friederix

Geoguru
Was mich wundert, ist, dass wir zwar eine europaweit gültige Gurkenverodnung haben, aber kein einheitliches Koordinatenformat.
Mir persönlich ist völlig gleichgültig welches, aber es sollte wenigstens einheitlich sein.

Kann doch nicht wirklich wahr sein, dass Rettungskräfte erst umrechnen müssen während jedes TomTom den Touristen zu jedem Hotel in der Türkei oder Island führen kann

Das kommt dabei heraus, wenn die Lobby-Arbeit die Hauptmotivation für ein vereintes Europa ist.

<grummel> und wech ...

friederix
 

Teleskopix

Geowizard
Mmh, das Militär verwendet imho UTM das rührt von den Papierkarten. Bei Aviation wird gg.mm.mmm also so wie wir es von unseren Dosen kennen benutzt.
Wäre toll wenn sich der Rest anpasst.
 

Die Riedrinder

Geocacher
@friederix:

UTM-Koordinaten sind mir sowohl aus dem Katastrophenschutz (also von allem mit Blaulicht auffem Dach) als auch aus meiner Bundeswehrzeit bekannt. Eine gewisse Vereinheitlichung gibt es also schon.

Ist halt nur so, dass "unser" Koordinatensystem dann das "jüngste" in Gebrauch ist - vor meiner ersten Berührung mit Geocaching habe ich nämlich nur das UTM-Gitter gekannt (eben wegen Vorerfahrungen wie oben). Ob man dann eine starke Lobby hat, um "unser" System als Standard durchsetzen zu können, weiß ich nicht...
 
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