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Anonymous
Guest
Als Note kriege es bei gc.com leider nicht rein:
Bis 1945:
Der bremische Fahrzeugbaukonzern Borgward besaß eine lange Tradition beim Bau von Fahrzeugen für das Militär und die Behörden. Anfang der 1929 Jahre hatte er die Marke Hansa-Lloyd übernommen, die schon im I. Weltkrieg LKW für die Kaiserliche Armee lieferte.
Borgwards Konzernzentrale saß in Bremen-Hastedt. Im Umfeld der Fertigungsstätten wurde nach einem geeigneten Testgelände gesucht, auf dem die Eigenschaften der Fahrzeuge abseits befestigter Straßen untersucht werden konnten.
Im Gebiet der früheren Uphuser Berge, nahe dem heutigen Achimer Stadtteil Bierden wurde eine passende Fläche gefunden. Hier befand sich ein ausgedehntes Gelände, das bis vor den I. Weltkrieg von großen Dünen bestanden war. Im Stadtgebiet von Bremen wurde zu der Zeit begonnen, die Gleise der Eisenbahnstrecken hochzulegen. Damit sollten die zahlreichen niveaugleichen Bahnübergänge zu vermeiden werden. Für das Aufschütten dieser Bahndämme waren natürlich erhebliche Mengen Bausand erforderlich. Da die Eisenbahnstrecke von Hannover nach Bremen unmittelbar an den Uphuser Bergen vorbei führte lag es nahe, die Sandmengen der Dünen von dort über den Schienenweg in die Stadt zu schaffen.
Nach dem Abtragen der großen Sanddünen blieben noch zahlreiche kleinere Dünen zurück. Im Laufe der Jahre breitete sich wieder Heide und Buschwerk auf dem Areal aus. Das Gelände bot somit für die Erprobung der Fahrzeuge ein anspruchsvolles Terrain, auf dem die Fahreigenschaften unter extremen Belastungen festgestellt werden konnten.
Bereits Mitte der 1930er Jahre beteiligte sich Borgward an der Aufrüstung des III. Reichs. Für die Wehrmacht wurde ab 1938 ein 3to LKW gefertigt, ab 1942 stand das allradgetriebene Modell B 3000 A/O bzw. später A/D in der Produktion.
Ab 1937 lieferte das Werk den leichten Halbketten-Zugkraftwagen, Borgward-Bezeichnung HL kl 5 bzw. 6, militärische Bezeichnung "Sonder-Kraftfahrzeug (Sd. Kfz.) 11". Auf dem gleichen Fahrgestell entstand der mittlere Schützen-Panzerwagen (Sd. Kfz. 251). Dafür lieferte Borgward allerdings nur die Fahrgestelle, der Panzeraufbau kam von der Firma Weserhütte aus Bad Oeynhausen. Über 2.000 Fahrzeuge bzw. Fahrgestelle dieser Klassen wurden bei Borgward hergestellt.
In wesentlich geringerer Stückzahl stand auch der mittlere Zugkraftwagen 8to HL m 11 bzw. Sd. Kfz. 7 in der Produktion.
Eine Besonderheit unter den militärischen Fahrzeugen stellen die funkgelenkten Kettenfahrzeuge dar. Ab 1940 beschäftigte sich Borgward mit diesen Typen. Zunächst wurde der Minenräumwagen B I (Sd. Kfz. 300) entwickelt. Zweck war, wie der Name schon sagt, das Räumen von Minen ohne eine Fahrzeugbesatzung zu gefährden.
Eine andere Aufgabe erfüllte der Ladungsträger B IV (Sd. Kfz. 301), welcher ab 1942 produziert wurde. Mit ihm konnten Sprengladungen an Befestigungen herangefahren werden. Die Ladung wurde per Funkbefehl am Objekt ausgeklinkt und das Trägerfahrzeug konnte zum Steuerfahrzeug zurückkehren.
Die dritte Konstruktion dieser Art war der Leichte Ladungsträger Goliath B I (Sd. Kfz. 302). Hier hatte Borgward allerdings nur die Entwicklung durchgeführt. Die Serienfertigung fand hauptsächlich bei Zündapp in Nürnberg statt.
In der Mitte des Areals wurde 1940 eine Flak-Stellung eingerichtet, die zum bremischen Flak-Gürtel gehörte. Es waren Geschütze im Kaliber 8,8 cm, zuletzt auch Kaliber 10,5 cm eingesetzt. Für diese Stellung wurde ein Bunker in eine Düne gebaut. Vermutlich diente er der Munitionslagerung. Er weist eine ungewöhliche Form auf, enstprechend einem stumpfen Kegel mit gewölbtem Rücken. Während der Nutzungszeit schaute lediglich die Vorderseite mit dem Tor aus der Düne heraus, der Rest war mit dem Sand überdeckt.
Nach schweren Bombenangriffen auf die Bremer Werke kam die Produktion von Borgward im Jahre 1944 zum erliegen. Danach dürfte auch der Betrieb auf dem Testgelände eingestellt worden sein.
In der letzten Phase des II. Weltkrieges kam es beim Vormarsch britischer Verbände Richtung Bremen in den Uphusen Dünen zu kürzeren Abwehrgefechten der deutschen Verteidiger. Am 23. April 1945 endete der Krieg für Uphusen.
Ab 1945:
Die Nutzung des Testgeländes lag in der ersten Nachkriegszeit brach. Lediglich führten die Briten Zielübungen auf den Bunker der Flak-Stellung durch, die Einschläge an der seinerzeit ungeschützten Vorderseite sind heute noch gut zu erkennen.
Auf Veranlassung durch die Alliierten konnte Borgward schon nach wenigen Jahren die Produktion von Lastkraftwagen wieder aufnehmen. Es wurden wieder allradgetriebene LKW für die Alliierten Streitkräfte hergestellt. Zusammen damit begann auch auf dem Testgelände Bierden wieder der Betrieb.
Das nächste Ereignis war die Aufstellung des Bundesgrenzschutzes, für den auch Borgward passende LKW liefern konnte, wie den B 1500/0 und den B 4500 A. Mit dem Aufbau der Bundeswehr ab 1955 folgten Großaufträge. Der Kübelwagen bzw. LKW B 2000 A/O war in der Truppe in den 1960er Jahren weit verbreitet, über 6.700 Exemplare wurden geliefert.
Bis ca. 1959 sind die sogenannten Behördenfahrzeuge von Borgward in Bierden erprobt worden. Schon wenig später kam nach finanziellen Problemen das Aus für den Konzern. Im Jahr 1961 mußte Konkurs beantrag werden.
Für das Testgelände begann in den 1960er Jahren wieder ein umfangreicher Sandabbau, der das Gesicht des Areals wieder deutlich verändern sollte. Sämtliche Dünen wurden abgetragen, darüber hinaus aus ist nun auch in der Tiefe ausgehoben worden. An der Bahnstrecke bei Uphusen entstand ein Kalk-Sandstein-Werk, welches sein Rohmaterial vom Gelände per Lorenbahn holte. Dazu wurde auch für das Bauvorhaben "Neue Vahr" in Bremen wieder eine Menge Sand aus Bierden geholt.
Nach Ende der Abbaus kam das Land zur Ruhe und die Natur konnte sich wieder ausbreiten. Heute ist die Fläche als Naturschutzgebiet ausgewiesen.
Zustand:
Die wilde Geländestruktur des Areals ist weiterhin erkennbar, hat jedoch nach dem umfangreichen Sandabbau nicht mehr das ursprüngliche Aussehen. Als einziges Bauwerk militärischen Ursprungs steht heute unübersehbar der Bunker der Flak-Stellung auf der Fläche.
Zugang:
Das ehemalige Testgelände ist heute als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Die Fläche kann auf einigen ausgewiesenen Pfaden durchwandert werden.
Danke an Peter Kurze und Manfred Tegge
Andreas aka grisu1702
copyright: http://www.relikte.com
Bis 1945:
Der bremische Fahrzeugbaukonzern Borgward besaß eine lange Tradition beim Bau von Fahrzeugen für das Militär und die Behörden. Anfang der 1929 Jahre hatte er die Marke Hansa-Lloyd übernommen, die schon im I. Weltkrieg LKW für die Kaiserliche Armee lieferte.
Borgwards Konzernzentrale saß in Bremen-Hastedt. Im Umfeld der Fertigungsstätten wurde nach einem geeigneten Testgelände gesucht, auf dem die Eigenschaften der Fahrzeuge abseits befestigter Straßen untersucht werden konnten.
Im Gebiet der früheren Uphuser Berge, nahe dem heutigen Achimer Stadtteil Bierden wurde eine passende Fläche gefunden. Hier befand sich ein ausgedehntes Gelände, das bis vor den I. Weltkrieg von großen Dünen bestanden war. Im Stadtgebiet von Bremen wurde zu der Zeit begonnen, die Gleise der Eisenbahnstrecken hochzulegen. Damit sollten die zahlreichen niveaugleichen Bahnübergänge zu vermeiden werden. Für das Aufschütten dieser Bahndämme waren natürlich erhebliche Mengen Bausand erforderlich. Da die Eisenbahnstrecke von Hannover nach Bremen unmittelbar an den Uphuser Bergen vorbei führte lag es nahe, die Sandmengen der Dünen von dort über den Schienenweg in die Stadt zu schaffen.
Nach dem Abtragen der großen Sanddünen blieben noch zahlreiche kleinere Dünen zurück. Im Laufe der Jahre breitete sich wieder Heide und Buschwerk auf dem Areal aus. Das Gelände bot somit für die Erprobung der Fahrzeuge ein anspruchsvolles Terrain, auf dem die Fahreigenschaften unter extremen Belastungen festgestellt werden konnten.
Bereits Mitte der 1930er Jahre beteiligte sich Borgward an der Aufrüstung des III. Reichs. Für die Wehrmacht wurde ab 1938 ein 3to LKW gefertigt, ab 1942 stand das allradgetriebene Modell B 3000 A/O bzw. später A/D in der Produktion.
Ab 1937 lieferte das Werk den leichten Halbketten-Zugkraftwagen, Borgward-Bezeichnung HL kl 5 bzw. 6, militärische Bezeichnung "Sonder-Kraftfahrzeug (Sd. Kfz.) 11". Auf dem gleichen Fahrgestell entstand der mittlere Schützen-Panzerwagen (Sd. Kfz. 251). Dafür lieferte Borgward allerdings nur die Fahrgestelle, der Panzeraufbau kam von der Firma Weserhütte aus Bad Oeynhausen. Über 2.000 Fahrzeuge bzw. Fahrgestelle dieser Klassen wurden bei Borgward hergestellt.
In wesentlich geringerer Stückzahl stand auch der mittlere Zugkraftwagen 8to HL m 11 bzw. Sd. Kfz. 7 in der Produktion.
Eine Besonderheit unter den militärischen Fahrzeugen stellen die funkgelenkten Kettenfahrzeuge dar. Ab 1940 beschäftigte sich Borgward mit diesen Typen. Zunächst wurde der Minenräumwagen B I (Sd. Kfz. 300) entwickelt. Zweck war, wie der Name schon sagt, das Räumen von Minen ohne eine Fahrzeugbesatzung zu gefährden.
Eine andere Aufgabe erfüllte der Ladungsträger B IV (Sd. Kfz. 301), welcher ab 1942 produziert wurde. Mit ihm konnten Sprengladungen an Befestigungen herangefahren werden. Die Ladung wurde per Funkbefehl am Objekt ausgeklinkt und das Trägerfahrzeug konnte zum Steuerfahrzeug zurückkehren.
Die dritte Konstruktion dieser Art war der Leichte Ladungsträger Goliath B I (Sd. Kfz. 302). Hier hatte Borgward allerdings nur die Entwicklung durchgeführt. Die Serienfertigung fand hauptsächlich bei Zündapp in Nürnberg statt.
In der Mitte des Areals wurde 1940 eine Flak-Stellung eingerichtet, die zum bremischen Flak-Gürtel gehörte. Es waren Geschütze im Kaliber 8,8 cm, zuletzt auch Kaliber 10,5 cm eingesetzt. Für diese Stellung wurde ein Bunker in eine Düne gebaut. Vermutlich diente er der Munitionslagerung. Er weist eine ungewöhliche Form auf, enstprechend einem stumpfen Kegel mit gewölbtem Rücken. Während der Nutzungszeit schaute lediglich die Vorderseite mit dem Tor aus der Düne heraus, der Rest war mit dem Sand überdeckt.
Nach schweren Bombenangriffen auf die Bremer Werke kam die Produktion von Borgward im Jahre 1944 zum erliegen. Danach dürfte auch der Betrieb auf dem Testgelände eingestellt worden sein.
In der letzten Phase des II. Weltkrieges kam es beim Vormarsch britischer Verbände Richtung Bremen in den Uphusen Dünen zu kürzeren Abwehrgefechten der deutschen Verteidiger. Am 23. April 1945 endete der Krieg für Uphusen.
Ab 1945:
Die Nutzung des Testgeländes lag in der ersten Nachkriegszeit brach. Lediglich führten die Briten Zielübungen auf den Bunker der Flak-Stellung durch, die Einschläge an der seinerzeit ungeschützten Vorderseite sind heute noch gut zu erkennen.
Auf Veranlassung durch die Alliierten konnte Borgward schon nach wenigen Jahren die Produktion von Lastkraftwagen wieder aufnehmen. Es wurden wieder allradgetriebene LKW für die Alliierten Streitkräfte hergestellt. Zusammen damit begann auch auf dem Testgelände Bierden wieder der Betrieb.
Das nächste Ereignis war die Aufstellung des Bundesgrenzschutzes, für den auch Borgward passende LKW liefern konnte, wie den B 1500/0 und den B 4500 A. Mit dem Aufbau der Bundeswehr ab 1955 folgten Großaufträge. Der Kübelwagen bzw. LKW B 2000 A/O war in der Truppe in den 1960er Jahren weit verbreitet, über 6.700 Exemplare wurden geliefert.
Bis ca. 1959 sind die sogenannten Behördenfahrzeuge von Borgward in Bierden erprobt worden. Schon wenig später kam nach finanziellen Problemen das Aus für den Konzern. Im Jahr 1961 mußte Konkurs beantrag werden.
Für das Testgelände begann in den 1960er Jahren wieder ein umfangreicher Sandabbau, der das Gesicht des Areals wieder deutlich verändern sollte. Sämtliche Dünen wurden abgetragen, darüber hinaus aus ist nun auch in der Tiefe ausgehoben worden. An der Bahnstrecke bei Uphusen entstand ein Kalk-Sandstein-Werk, welches sein Rohmaterial vom Gelände per Lorenbahn holte. Dazu wurde auch für das Bauvorhaben "Neue Vahr" in Bremen wieder eine Menge Sand aus Bierden geholt.
Nach Ende der Abbaus kam das Land zur Ruhe und die Natur konnte sich wieder ausbreiten. Heute ist die Fläche als Naturschutzgebiet ausgewiesen.
Zustand:
Die wilde Geländestruktur des Areals ist weiterhin erkennbar, hat jedoch nach dem umfangreichen Sandabbau nicht mehr das ursprüngliche Aussehen. Als einziges Bauwerk militärischen Ursprungs steht heute unübersehbar der Bunker der Flak-Stellung auf der Fläche.
Zugang:
Das ehemalige Testgelände ist heute als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Die Fläche kann auf einigen ausgewiesenen Pfaden durchwandert werden.
Danke an Peter Kurze und Manfred Tegge
Andreas aka grisu1702
copyright: http://www.relikte.com