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Efeu an Baumstämmen - Fluch oder Segen?

Mickrik

Geonewbie
Hallo Leute,

ich habe vor Kurzem (zwar nicht beim cachen sondern bei der Arbeit im Waldkindergarten) ein Ehepaar beobachtet, das Efeu von einem Baumstamm gerissen hatte.
Als ich sie darauf angesprochen hatte, meinten sie, sie würden dies im Interesse des Baumes tun: "Wir befreien den Baum, damit er wieder atmen kann." - Ich: "Der Baum muss nicht am Stamm atmen, aber er profitiert von dem Sonnenschutz." (tatsächlich mussten wenige Monate zuvor in der Nähe einige Bäume egfällt werden, da sie sonnenbedingte Schäden am Stamm hatten) - Das Ehepaar: "Aber der Efeu zieht dem Baum die Nährstoffe aus dem Stamm."

Die Situation hat zu keinem Streit geführt, aber ich hätte mir fundierteres Wissen gewünscht, um gefährlichem oder schädlichem Halbwissen in der Natur entgegenwirken zu können.

Weiß denn jemand, ob Efeu, das sich am Baumstamm hochrankt ein Parasit ist, der dem Baum schadet, oder ob dies eine der genialen Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Pflanzen der Natur ist, in der jede von der anderen profitiert?

Mit besten Grüßen
Wolfgang
 

treemaster

Geoguru
Hallo Wolfgang,

ein Blick in die Wiki hätte Dir schon einige Fragen beantwortet.
Tatsächlich ist es so, dass Efeu durch seinen monströsen Wuchs Bäume regelrecht abwürgen kann. In Wälder habe ich schon Eichen gesehen, die so von Efeu umrankt waren, dass sie abgestorben sind. Efeu wächst einfach schneller und "treibt aus jeder Knospe" neue Ranken. Dadurch kann es vorkommen, dass innerhalb kurzer Zeit der komplette Baum umrankt ist und tatsächlich weder atmen noch in die Dicke wachsen kann, was dann wiederum dazu führt, dass seine Leitungsbahnen (die knapp unter der Borke liegen) abgeschnürt werden.

Gruß,
Lothar
 

geos

Geocacher
Mag ja sein, dass Efeu den Baum "erwürgt", allerdings würde ich das als natürliche Auslese sehen, weil Efeu eigentlich nur an schon an alten (und schwachen) Bäumen zu finden ist. Wenn dieser alte Baum dann durch den Efeu kapput geht, dann ist das so als wenn sich ein Fuchs einen Hasen schnappt, natürlich eben. Es entsteht eine Lichtung, wodurch jungen Bäumen die Gelegenheit gegeben wird weiter zu wachsen.
Abgesehen davon profitieren auch Tiere vom Efeu.
Menschen mischen sich da gerne ein, indem sie meinen, das eine Lebewesen sei das "Gute" und das andere das "Böse", welches es gilt zu zerstören, auch wenn das keinesfalls gerechtfertigt ist.
 

argus1972

Geowizard
Ich würde sagen "sowohl als auch".
Das Efeu hat als Lebensraum für kleine Lebewesen seine Daseinsberechtigung, kann für den Baum aber fatal sein.
Daher sehe ich es auch als Selektion, wenn ein Baum mit dem Kraut gesegnet ist.
Für meine Begriffe sollte man es so lassen, wie es eben ist und nicht eingreifen.
 

Phelice

Geocacher
geos schrieb:
...Menschen mischen sich da gerne ein, indem sie meinen, das eine Lebewesen sei das "Gute" und das andere das "Böse", welches es gilt zu zerstören, auch wenn das keinesfalls gerechtfertigt ist.
Punkt.
 

hustelinchen

Geoguru
Also ich habe auch schon alte Bäume vom Efeu befreit. Finde ich schade, wenn sie mehrere Jahrhunderte wachsen und dann das Efeu sie in wenigen Jahren ermordet.
 

ElliPirelli

Geoguru
Efeu nimmt dem Baum die Möglichkeit sein sekundäres Dickenwachstum zu tätigen.
Es mußten bei uns schon mehrere sehr alte Bäume gefällt werden, die mein Urgroßvater noch pflanzte, weil Efeu sie regelrecht erwürgte.
In den nächsten Jahren steht da auch ein Metasequoia (Chinesisches Rotholz, Urweltmamutbaum) auf der Absägeliste, weil er bis in die Spitze mit Efeu bewachsen ist, und nun langsam aber sicher erwürgt wird.
Bäume sterben langsam, so ein Sterben kann sich 20 Jahre ziehen....


Daß Efeu den Baum als Schmarotzer schädigt und in die Leitungsbahnen des Baumes eindringt, ist allerdings Unfug, er ist lediglich ein Erwürger.
Ob mir der Sonnenschutz, den ich bei Bäumen im Hausgarten vorm Winter selber anbringen kann, es Wert wäre, einen Baum erwürgen zu lassen? Nein, sicher nicht.

Von daher ist es schon im Sinne des Baumes, wenn junger Efeu, der grad einen Baum erobern will, abgerissen wird.
 

Phelice

Geocacher
Also so einen Mammutbaumn würde ich aber auch vom Efeu befreien. Die wachsen ja nicht mal eben so schnell nach.
Und Elli zu deinen "Urgrossvaterbäumen": Es ist sicher nicht schön, wenn Efeu Bäume zerstört, an denen Erinnerungen hängen. Da hätte ich erhlich gesagt auch eingegriffen.
Bei gesunden Bäumen sowieso, aber die werden ja ohnehin nich so schnell "erwürgt", da sie sich besser "wehren" können. Andererseits kann so ein Efeu"stamm" schon recht dick werden, und somit stabil. Habe aber auch schon Bäume gesehen, die Efeu einfach "gefressen" haben, unglaublicher Anblick! Die sind einfach drum rum gewachsen, was eigentlich aller botanischen Logik widerspricht, da es sich ja um lebendes Material handelt und nicht um eine Schraube oder ein Verkehrsschild. Zu dumm, dass ich es ncht fotografiert habe!
 

ElliPirelli

Geoguru
Phelice schrieb:
Also so einen Mammutbaumn würde ich aber auch vom Efeu befreien. Die wachsen ja nicht mal eben so schnell nach.
Und Elli zu deinen "Urgrossvaterbäumen": Es ist sicher nicht schön, wenn Efeu Bäume zerstört, an denen Erinnerungen hängen. Da hätte ich erhlich gesagt auch eingegriffen.
Bei gesunden Bäumen sowieso, aber die werden ja ohnehin nich so schnell "erwürgt", da sie sich besser "wehren" können. Andererseits kann so ein Efeu"stamm" schon recht dick werden, und somit stabil. Habe aber auch schon Bäume gesehen, die Efeu einfach "gefressen" haben, unglaublicher Anblick! Die sind einfach drum rum gewachsen, was eigentlich aller botanischen Logik widerspricht, da es sich ja um lebendes Material handelt und nicht um eine Schraube oder ein Verkehrsschild. Zu dumm, dass ich es ncht fotografiert habe!

Ein Baum kann sich nicht gegen Efeu wehren!
Der wächst einfach um den Stamm drum rum.
Und da er auch mit der Zeit dicker wird, aber nicht nachgibt, wird der Baum eben erwürgt.
Das kann dann auch mal 40 oder 50 Jahre dauern, bis es soweit ist. Für uns ewig, für einen Baum aber eher nicht...
 

geoBONE

Geocacher
Das Efeu nur alte Bäume befällt ist Käse. Efeu rankt so ziemlich alles ein, was es vor die Triebe bekommt. Stark befallene Bäume bieten den Herbststürmen sehr viel mehr Angriffsfläche, so dass diese schneller entwurzelt werden, gleiches geschieht im Winter durch größere Schneelasten.
 

pygospa

Geocacher
geos schrieb:
Wenn dieser alte Baum dann durch den Efeu kapput geht, dann ist das so als wenn sich ein Fuchs einen Hasen schnappt, natürlich eben. Es entsteht eine Lichtung, wodurch jungen Bäumen die Gelegenheit gegeben wird weiter zu wachsen.
(...)
Menschen mischen sich da gerne ein, indem sie meinen, das eine Lebewesen sei das "Gute" und das andere das "Böse", welches es gilt zu zerstören, auch wenn das keinesfalls gerechtfertigt ist.

Das hast Du wirklich sehr schön gesagt. Der Mensch sollte eigentlich aus seinen Fehlern in der Vergangenheit gelernt haben - die Natur ist ein sehr ausgeklügeltes, empfindliches System, dessen Gleichgewicht durch Fremdeinwirkung stark geschädigt wird.

Wie schön gesagt wurde: Eine Efeupflanze mag zwar in einem langjährigen Prozess einen Baum zerstören. Aber über diese Zeit bietet sie vielen Lebewesen ein schützendes Zuhause. Nicht nur vielen Insekten - hauptsächlich auch vielen kleinen Vögeln - eben jene die kaum mehr Nistplätze haben und beispielsweise zu den natürlichen Feinden von "Schädlingen" wie dem Borkenkäfer, der durch Überpopulation mittlerweile zu einem Problem geworden ist (aber eigentlich als Destruent ebenfalls eine wichtige Rolle im Ökosystem spielt).

Es gibt in unserer Umwelt kein "Gut" oder "Böse" - das sind Attribute, die wir Menschen mit unserem verqueren Rechtsgefühl und -verständnis in die Natur getragen haben. In der Natur jedoch hat jede Pflanze und jedes Lebewesen seinen Platz und sollte dort gelassen werden, da das Dasein eine Berechtigung hat, und das Gleichgewicht des Systems aufrecht hält.
 

Phelice

Geocacher
ElliPirelli schrieb:
...
Ein Baum kann sich nicht gegen Efeu wehren!
Der wächst einfach um den Stamm drum rum.
Und da er auch mit der Zeit dicker wird, aber nicht nachgibt, wird der Baum eben erwürgt.
Das kann dann auch mal 40 oder 50 Jahre dauern, bis es soweit ist. Für uns ewig, für einen Baum aber eher nicht...
Nicht? Ich dachte echt, starke Bäume könnten das. Vielleicht war das ein Trugschluss wegen des erwähnten Drumrumwachsens.Klingt aber logisch, weil Efeu "schneller" wächst (relativ gesehen).
Wieder was gelernt, danke! :eek:ps:
 

Phelice

Geocacher
pygospa schrieb:
...die Natur ist ein sehr ausgeklügeltes, empfindliches System, dessen Gleichgewicht durch Fremdeinwirkung stark geschädigt wird.
Wurde, nicht wird. Siehe globale Erwärmung.

pygospa schrieb:
Es gibt in unserer Umwelt kein "Gut" oder "Böse" - das sind Attribute, die wir Menschen mit unserem verqueren Rechtsgefühl und -verständnis in die Natur getragen haben. In der Natur jedoch hat jede Pflanze und jedes Lebewesen seinen Platz und sollte dort gelassen werden, da das Dasein eine Berechtigung hat, und das Gleichgewicht des Systems aufrecht hält.
Richtig, deswegen gibt es auch kein Unkraut, nur "unerwünschte Begleitflora".
Und du hast deinen Beitrag ebenfalls schön formuliert und triffst den Nagel auf den Kopf.
 

hustelinchen

Geoguru
Übrigens habe ich erst vor wenigen Wochen beim cachen an einer Allee gesehen, dass dort bei allen Bäumen rundherum die ca. 3 cm dicken Efeuranken sauber durchtrennt wurden. Anscheinend wissen auch die städtischen Gärtnermuggel was einem Baum gut tut.
 

geos

Geocacher
An einer Allee hat es auch einen Zweck, nämlich die Verkehrsicherheit. Im Wald hingegen könnte ich mir das Entfernen von Efeu nur nur bei Bäumen vorstellen, die bereits so dick und alt sind, dass sie schon unter Naturdenkmäler fallen.
 

bibliothekar

Geowizard
Weder noch. Es ist eben einfach die Natur. Und wir sollten endlich aufhören uns in die Natur einzumischen. Anderseits sind wir aber halt auch Schädlinge oder Helfer. Aber was mich mehr stört. Ich hab immer gedacht, als Cacher achtet man drauf wo man seinen Fuss abstellt oder wenn man sucht das man mit vorsicht such. Aber an einem Cache neulich deutlich sichtbare Suchspuren. Zertretene Schwarzbeersträucher, umgeknickte Jungbäume, ein 1.50 Meter breiter Pfad durch Brennnesseln und andere Pflanzen, um die Baumwurzeln herum alles aufgewühlt. Ich mein das muss doch net sein. Da verzicht ich lieber auf einen Cache oder komm im Herbst wieder. Vllt. liegt es auch daran das ich auf dem Land aufgewachsen bin und immer noch hier lebe, eigenen Wald habe.

Aber ich find auch das Efeu nicht stört. Mir is ein Wald tausenmal lieber der sich frei entfalten kann als ein von Menschen angeordneter Wald. Dadurch gibts auch schönere Verstecke.Was nützt es mir wenn ich als HInweis bekomm, am fusse einer Fichte und eine Reihe Fichten nebeneinander?
 

argus1972

Geowizard
bibliothekar schrieb:
Schöner Beitrag! :2thumbs:
Kann ich unterschreiben!

Leider wird Naturschutz allzuoft regulierend und eingreifend betrieben, anstatt die Natur einfach mal machen zu lassen. Selbst in vielen NSG stehen die Bäume in Reih und Glied, Totholz wird entfernt, Wild wird zugefüttert, ...
Ich verstehe da manche Maßnahmen nicht, bin aber auch kein Biologe.
Jedenfalls sieht mir der staatlich verordnete Naturschutz oft nach reiner Agitation aus, was von naturschützenden Gutmenschen, die sicherlich nur das Beste wollen, viel zu häufig übernommen und umgesetzt wird.
Der Mensch kann nicht aus seiner Haut und MUSS "helfend", "regulierend" und "schützend" in die Natur eingreifen, die aber auch bestens ohne unsere Hilfe auskommt.
 

Rockbar

Geocacher
Genauso heftig und nicht zu unterschätzen sind die Misteln. Das sind dann aber wirkliche Parasiten, die in die Bäume eindringen.
 
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