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Jäger erschießt Waldbesucher

Migu1006

Geocacher
Naja,

nachdem ich mir die Berichterstattung mal angeguckt habe und auch die Beiträge hier im Forum.... gebe ich auch mal meinen Senf dazu.

Ganz gewiss hat dieser Jäger nicht angesessen mit dem Vorsatz, heute mal einen Menschen über den Haufen zu schießen. Platt gesagt: Es ist ziemlich dumm gelaufen. Mich beschäftigt die Frage, warum sowas doch immer wieder mal passiert. Verg. Woche war es ein Pony, welches "dummerweise" geschossen wurde. Dann ist es ein Auto, welches eine Kugel abbekam, dann ist es ein Wolf, der für einen Hund gehalten wurde, dann ist es ein Hund, der für einen Fuchs gehalten wurde.

Mehrfach wurde hier betont, dass Jäger das Wild "ansprechen" müssen und erst, wenn sie zweifelsfrei wissen, was vor ihrer Flinte steht oder läuft, dürfen sie schießen. Was ist also - um beim obigen Beispiel - schief gelaufen? Ich schätze mal, vom Jäger wird es diesbzgl. keine wirklich konkrete bzw. ehrliche Antwort geben. Er wäre doof, wenn er (nur mal als Beispiel) zugeben würde, übermüdet gewesen zu sein. Oder evtl. angetrunken. Oder zu hitzköpfig, weil scharf darauf, endlich eine Sau zu erwischen. Er MUSS quasi schon behaupten, ganz sicher gewesen zu sein, dass da ein Schwein rumwuselte. Alles Andere würde ihm noch mehr Ärger einbringen, als er eh schon hat.

Fakt ist: Wo Menschen mit Waffen unterwegs sind - in diesem Fall Jäger - kann es zu solchen Tragödien kommen. Ich sage bewusst nicht "Unfälle", weil ich das zu verharmlosend finde. Was könnte (auch seitens des Gesetzgebers) getan werden, damit das Risiko minimiert wird?

Was wäre, wenn die Jagd nur noch von staatlich bestellten Berufsjägern ausgeübt würde? Wenn also kein Privatmann mehr jagdlich tätig werden darf, sondern nur noch absolut qualifizierte, mehrjährig ausgebildete Leute, die so eine Art Kombination aus Förster und Jäger wären und diese Tätigkeit beruflich ausüben. Es gibt ja Forstwirte, es gibt Förster, wie wäre es mit „Wildwirten“? Die bekämen z.B. ein gewisses Jagdgebiet zur Aufsicht. Jedes Jagdgebiet hätte somit einen festen Ansprechpartner, dieser wäre Angestellter des Kreises oder des Landes oder so. Er untersteht meinetwegen der unteren Jagdbehörde und wird aus Steuermitteln bezahlt. Er müsste regelmäßige Fortbildungen machen und wenigstens alle fünf Jahre Eignungstests (muss ja jeder Kraftfahrer auch regelmäßig).

Somit wären die vielen (zur Zeit ja wirklich überwiegenden) Freizeit- und Hobbyjäger weg vorm Fenster, es gäbe nur noch eine bestimmte Anzahl von Berufsjägern. Das Wild im jeweiligen Wald kann entweder zu Staatsgunsten verkauft werden nach dem Erlegen, oder wenn es im Privatwald erlegt wird bekommt der Waldeigentümer den Verkaufserlös. Beim Forst ist es doch auch so, dass der Förster beurteilt, welche Bäume gefällt werden und wo welche Rückegasse sein muss. In meinem Beispiel hätte dann sicher auch der Ansitz-Wildwuchs ein Ende.

Treibjagden würden nur noch von Berufsjägern ausgeübt, das Süppchenkochen von Freizeit- und Privatjägern wäre damit erledigt.

Zur Folge hätte mein Beispiel natürlich auch, dass der private Waffenbesitz stark dezimiert würde. Wer nicht jagt, braucht keine Waffen. (Das Thema „Sportschützen“ lassen wir jetzt bitte mal außen vor.)

Wie bei polizeilichem Schusswaffengebrauch wäre der Berufsjäger aus meinem Beispiel verpflichtet nachzuweisen, wann er wie viel Munition verbraucht hat. Und er müsste eine Art Protokollbuch führen, um nachzuweisen, wann er warum wo angesessen hat und was er wo geschossen hat. Oder was er sonst so in seinem Revier beobachtet hat.

Das wäre meine Idee einer Jagd-Novellierung. Die ist zwar ziemlich einfach gestrickt, aber wenn es eben keine Hobbyjäger mehr gibt, sinkt schon mal das Risiko, von einem solchen angeschossen oder erschossen zu werden.

Meine Idee käme fast heran an eine Forderung, die Prof. Dr. Richard Plochmann 1989 in einem Referat gestellt hat. Plochmann war Gründungsvorsitzender des Ökologischen Jagdverbandes Bayern (der ÖJV ist übrigens beim DJV und in der breiten Masse der Jägerschaft ziemlich verpönt). Plochmann forderte u.A.:

5. Jagd darf aus
gesellschaftspolitischen
Gründen Wildtiere nur dann
bejagen und erlegen, wenn
damit ein Nutzen verbunden
ist oder ein Schaden
verhindert werden kann. Jagd
als Schießsport auf lebende
Ziele ist untragbar.

Aber nichts anderes ist die Jagd, wie sie heutzutage ausgeübt wird doch: Ein Schießsport auf lebende Tiere. Jeder, der die nötigen finanziellen Mittel aufbringen kann und sich nicht allzu doof anstellt, kann Jäger werden. Und das finde ich sehr bedenklich…

Um noch mal auf den Thread zu kommen: Ich hoffe, dem Unglücksschützen wird der Jagdschein auf Lebenszeit entzogen. Irgendwer schrieb, dass Jäger ja Haftpflichtversicherungen haben und somit Schadenersatz geleistet wird. Aber das bringt den, der die Kugel abbekommen hat auch nicht zurück.

Es ist schon erschreckend, dass Menschen, die sich im Wald bewegen (egal, aus welchen Gründen) Angst um ihr Leben haben müssen. Und bitte komme jetzt niemand mit dem Argument, Angst um sein Leben müsse auch der haben, der im Straßenverkehr unterwegs ist. Kraftfahrzeuge sind zur Fortbewegung gedacht und KÖNNEN mitunter tödlich wirken. Waffen SIND zum TÖTEN gedacht und wirken GRUNDSÄTZLICH so.

Allen einen guten Start in die Woche!

Micha


Mal abgesehen davon, wie ich generell zur Jagd stehe (negativ), frage ich mich:
 
cahhi schrieb:
team torosaurus schrieb:
Man informiere sich nur mal, was z.B die Polizei alles vor beabsichtigtem Schußwaffengebrauch zu beachten hat. Ähnliches dürfte nachvollziehbarerweise auch für Jäger gelten.
Und trotzdem hat die Polizei schon durch geschlossene Türen harmlose Rentner erschossen, weil sie sie für entflohene Schwerverbrecher hielt.

Dies war kein Unfall- mindestens Fahrlässigkeit.

Fahrlässigkeit wiederspricht einem Unfall überhaupt nicht.
Ein Unfall ist ein plötzliches, unfreiwilliges und von außen einwirkendes Ereignis, bei dem eine Person einen Schaden erleidet

Wenn der Jäger (oder in den anderen Beispielen der Polizist oder der Autofahrer) absichtlich einen Menschen getötet hat -sprich- eine Verurteilgung wegen Totschlags oder Mord herauskam/kommt, dann ist es kein Unfall. Aber (auch extrem grob) fahrlässig den Tod eines anderen Menschen zu verursachen ist immer noch ein Unfall.

Nein, sorry, bei Fahrlässigkeit hat man gepennt, Vorschriften mißachtet,irgendwas derartiges. Dürfte ev auch für das Beispiel mit dem Schuß durch die Tür relevant sein.
Ein Unfall ist-sofern er passiert- selbst bei Beachtung aller relevanten Dinge nicht zu vermeiden.
Ich wage doch zu behaupten dass dieser Schuß (des Jägers) vermeidbar gewesen wäre.
Der betreffende Jäger hat mit Wissen und Wollen sein Gewehr nicht nur angelegt, er hat entsichert und geschossen- er hatte die Wahl.
Trotzdem passieren solche Dinge, das zeigt das Leben- leider. Aber dafür gibt es eben auch verschiedene Begriffe bzw deren strafrechtliche Definition- Unfall scheidet hier aus.
Dass man im umgangssprachlichen Sinne fälschlicherweise Geschehnisse eben so bezeichnet ändert nichts daran, dass so etwas kein Unfall ist.
 

tandt

Geocacher
Schon bei der Bundeswehr hieß es:
"Auf erkanntes Ziel, Einzelfeuer, Feuer frei.[/b]
Der Grundsatz, sein Ziel vor dem Auslösen des Schusses zu identifizieren ist auch die Pflicht eines jeden Waidmannes. Er darf nur auf ein Tier schießen wenn er es eben auch als solches eindeutig erkannt hat und ich kann mir nun schwer vorstellen, dass das Opfer als Wildschwein verkleidet unterwegs war. Insofern war die Tötung des Mannes nicht nur fahrlässig sondern grob fahrlässig und aus diesem Grunde muss die Eignung zum Führen einer Waffe auf den Prüfstand gestellt und in Konsequenz die Jagderlaubnis entzogen werden.
 
Migu1006 schrieb:
Was wäre, wenn die Jagd nur noch von staatlich bestellten Berufsjägern ausgeübt würde? Wenn also kein Privatmann mehr jagdlich tätig werden darf, sondern nur noch absolut qualifizierte, mehrjährig ausgebildete Leute, die so eine Art Kombination aus Förster und Jäger wären und diese Tätigkeit beruflich ausüben. Es gibt ja Forstwirte, es gibt Förster, wie wäre es mit „Wildwirten“? Die bekämen z.B. ein gewisses Jagdgebiet zur Aufsicht. Jedes Jagdgebiet hätte somit einen festen Ansprechpartner, dieser wäre Angestellter des Kreises oder des Landes oder so. Er untersteht meinetwegen der unteren Jagdbehörde und wird aus Steuermitteln bezahlt. Er müsste regelmäßige Fortbildungen machen und wenigstens alle fünf Jahre Eignungstests (muss ja jeder Kraftfahrer auch regelmäßig).

Eine schöne Theorie. Allerdings wird es, falls diese Berufsjäger keine Roboter sind, trotzdem immer wieder zu Fehlern kommen. Menschen machen halt Fehler, auch die die sich für unfehlbar halten.

Auch einem 3-Sternekoch mit jahrzehnterlanger Berufserfahrung kann auch mal ein Steak anbrennen.
 

HH58

Geomaster
Hermson schrieb:
Aber was noch keiner bedacht hat, wenn wir als Cacher nachts unterwegs sind, sollten wir vorsorge treffen. Nicht schwarz kleiden sonder hell, am besten in Warnfarben mit Reflektoren um es anderen leichter zu machen, uns eindeutig zu erkennen. Das ist keine 100%tige Sicherheit aber immerhin besser als ein Brustschuss oder überfahren zu werden

Wobei Reflektoren zwar gegen das Überfahrenwerden hilfreich sind, aber nicht gegen Jäger - es sei denn, die benutzen einen Zielscheinwerfer.
 

cahhi

Geowizard
Eine schöne Theorie. Allerdings wird es, falls diese Berufsjäger keine Roboter sind, trotzdem immer wieder zu Fehlern kommen

Und auch die große Frage: Wer soll das bezahlen?
Berufsjäger kosten viel Geld, Jagdpächter zahlen viel Geld.

Und dann stellt sich die Frage: Wer wird dann zum Berufsjäger? Mit großer Wahrscheinlichkeit genau die Leute, die man dachte mit der Aktion loszuwerden...
 

HH58

Geomaster
TandT schrieb:
Er darf nur auf ein Tier schießen wenn er es eben auch als solches eindeutig erkannt hat und ich kann mir nun schwer vorstellen, dass das Opfer als Wildschwein verkleidet unterwegs war.
Es genügt nicht, dass der Jäger das Ziel eindeutig als Tier identifiziert. Es genügt öft nicht einmal, wenn er die Tierart identifiziert - in vielen Fällen muss er sogar Alter des Tieres, Geschlecht usw. erkennen.
 

rolf39

Geowizard
cahhi schrieb:
..Und dann stellt sich die Frage: Wer wird dann zum Berufsjäger? Mit großer Wahrscheinlichkeit genau die Leute, die man dachte mit der Aktion loszuwerden...
Das glaube ich nicht, da diese Leute ja schon einen Beruf, meistens auch gut bezahlt, haben, oder durch selbständige oder freiberufliche Tätigkeit ihr Einkommen verdienen.
 

MadCatERZ

Geoguru
TandT schrieb:
Schon bei der Bundeswehr hieß es:
"Auf erkanntes Ziel, Einzelfeuer, Feuer frei.[/b]
(...) und ich kann mir nun schwer vorstellen, dass das Opfer als Wildschwein verkleidet unterwegs war. (...)
Der Vergleich hätte von mir sein können. Allerdings beharrt der Jäger darauf, dass sich der Schuss versehentlich gelöst hat, als das Gewehr auf seinem Schoss lag, was allerdings einiges über die Professionalität dieser Person aussagt.
Man lernt bei der Bundeswehr und bei anderen Einrichtungen, die mit Waffen arbeiten, dass man eben nicht mit einer entsicherten Waffe rumhantieren soll, aber das ist ja ein Reiz des Jägerlebens: Man ist in der Regel unbeobachtet und keinerlei Kontrolle unterworfen, kann sich mit einem Schnäpschen aufwärmen, mal aus Spass Wanderer anvisieren und vieles mehr, wofür man bei der Armee mit Latrinendienst bedacht wird.
Das heisst nicht, dass alle Jäger so drauf sind, aber wie überall gibt es dort schwarze Schafe, nur dass sie in diesem Fall bewaffnet sind.
 

Bisamratten

Geocacher
Die Mutter des Schwachkopfes Schützen laut "BILD" (vom Wahrheitsgehalt mal abgesehen):

Mein Sohn probierte noch, den Mann wiederzubeleben. Leider ohne Erfolg. Aber was hatte das Opfer auch nachts um 5 Uhr im Maisfeld zu suchen?“

Klingt irgendwie nach "dem g´hörts ja nicht anders".

Na, der Apfel fällt offensichtlich nicht weit vom Stamm...
 

adorfer

Geoguru
In der Berichterstattung ist man inzwischen bei "es löste sich ein Schuss".
Also der Formulierung, die andeutet, dass der Schütze gar nicht schiessen wollte und eine technische Fehlfunktion der Waffe oder ein ungünstiger Windstoß und dadurch wackelnder Hochsitz für möglich gehalten wird.
 

Bisamratten

Geocacher
Jo, genau - die Wahrscheinlichkeit das ein "gelöster Schuss" aber auch genau in die Brust geht, ist ja auch extrem hoch... ob da die Lobby schon am Arbeiten ist???
 

wilde-maus

Geomaster
-jha- schrieb:
In der Berichterstattung ist man inzwischen bei "es löste sich ein Schuss".
Also der Formulierung, die andeutet, dass der Schütze gar nicht schiessen wollte und eine technische Fehlfunktion der Waffe oder ein ungünstiger Windstoß und dadurch wackelnder Hochsitz für möglich gehalten wird.

Jaja!
und trifft dabei rein zufälliger Weise ein "Nichtwildschwein"! :irre:
 
Bisamratten schrieb:
Die Mutter des Schwachkopfes Schützen laut "BILD" (vom Wahrheitsgehalt mal abgesehen):

Mein Sohn probierte noch, den Mann wiederzubeleben. Leider ohne Erfolg. Aber was hatte das Opfer auch nachts um 5 Uhr im Maisfeld zu suchen?“

Klingt irgendwie nach "dem g´hörts ja nicht anders".

Na, der Apfel fällt offensichtlich nicht weit vom Stamm...


Okay, okay...sagen wir mal dieser Satz wurde tatsächlich so gesagt, bei diesem Medium halte ich es auch allerdings auch für möglich, dass die gute Frau gar nix gesagt hat, sondern nur heftig geniest hat, wäre es schon "etwas" kaltschnäuzig.
 

MadCatERZ

Geoguru
Naja, es wurden schon Jäger von Füchsen und ihren eigenen Hunden erschossen, diverse Füße hat es wohl auch erwischt, beim Umgang mit Tötungswerkzeugen bleibt es nun einmal nicht aus, auch bei aller Umsicht.
Und wenn jetzt rein zufällig einer in der Schussbahn stand: Wie oft ballern denn so pro Jahr Gewehre einfach los?
 

adorfer

Geoguru
MadCatERZ schrieb:
Naja, es wurden schon Jäger von Füchsen und ihren eigenen Hunden erschossen,
"Unfall beim Waffenreinigen" wird ja sonst auch immer gern genommen, wenn's darum geht, dass die Risiko-Lebensversicherung zahlen soll. (Würde sie bei Suizid ja schließlich nicht.)
 

Zappo

Geoguru
Irgendwie weiß ich jetzt nicht, ob man sich mit geballter Kraft auf alle möglichen Mutmaßungen stürzen sollte. Was Genaues weiß man vorerst nicht, beim "Mitraten mit BLÖD" braucht man sich auch nicht beteiligen - und ob das nun Absicht, Dummheit oder technisches Versagen war, ändert am Tod des Opfers eh nix.

Mal ganz abgesehen davon, daß es einem Angeklagten jederzeit freisteht, zu versuchen, mit seinen Aussagen seine Schuld auf das kleinste Ausmaß zu reduzierten Das ist sein gutes Recht - und das wird der eine oder andere im Laufe seines Lebens auch so machen - oder hat es schon so gemacht.

Gruß Zappo
 
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