Naja,
nachdem ich mir die Berichterstattung mal angeguckt habe und auch die Beiträge hier im Forum.... gebe ich auch mal meinen Senf dazu.
Ganz gewiss hat dieser Jäger nicht angesessen mit dem Vorsatz, heute mal einen Menschen über den Haufen zu schießen. Platt gesagt: Es ist ziemlich dumm gelaufen. Mich beschäftigt die Frage, warum sowas doch immer wieder mal passiert. Verg. Woche war es ein Pony, welches "dummerweise" geschossen wurde. Dann ist es ein Auto, welches eine Kugel abbekam, dann ist es ein Wolf, der für einen Hund gehalten wurde, dann ist es ein Hund, der für einen Fuchs gehalten wurde.
Mehrfach wurde hier betont, dass Jäger das Wild "ansprechen" müssen und erst, wenn sie zweifelsfrei wissen, was vor ihrer Flinte steht oder läuft, dürfen sie schießen. Was ist also - um beim obigen Beispiel - schief gelaufen? Ich schätze mal, vom Jäger wird es diesbzgl. keine wirklich konkrete bzw. ehrliche Antwort geben. Er wäre doof, wenn er (nur mal als Beispiel) zugeben würde, übermüdet gewesen zu sein. Oder evtl. angetrunken. Oder zu hitzköpfig, weil scharf darauf, endlich eine Sau zu erwischen. Er MUSS quasi schon behaupten, ganz sicher gewesen zu sein, dass da ein Schwein rumwuselte. Alles Andere würde ihm noch mehr Ärger einbringen, als er eh schon hat.
Fakt ist: Wo Menschen mit Waffen unterwegs sind - in diesem Fall Jäger - kann es zu solchen Tragödien kommen. Ich sage bewusst nicht "Unfälle", weil ich das zu verharmlosend finde. Was könnte (auch seitens des Gesetzgebers) getan werden, damit das Risiko minimiert wird?
Was wäre, wenn die Jagd nur noch von staatlich bestellten Berufsjägern ausgeübt würde? Wenn also kein Privatmann mehr jagdlich tätig werden darf, sondern nur noch absolut qualifizierte, mehrjährig ausgebildete Leute, die so eine Art Kombination aus Förster und Jäger wären und diese Tätigkeit beruflich ausüben. Es gibt ja Forstwirte, es gibt Förster, wie wäre es mit „Wildwirten“? Die bekämen z.B. ein gewisses Jagdgebiet zur Aufsicht. Jedes Jagdgebiet hätte somit einen festen Ansprechpartner, dieser wäre Angestellter des Kreises oder des Landes oder so. Er untersteht meinetwegen der unteren Jagdbehörde und wird aus Steuermitteln bezahlt. Er müsste regelmäßige Fortbildungen machen und wenigstens alle fünf Jahre Eignungstests (muss ja jeder Kraftfahrer auch regelmäßig).
Somit wären die vielen (zur Zeit ja wirklich überwiegenden) Freizeit- und Hobbyjäger weg vorm Fenster, es gäbe nur noch eine bestimmte Anzahl von Berufsjägern. Das Wild im jeweiligen Wald kann entweder zu Staatsgunsten verkauft werden nach dem Erlegen, oder wenn es im Privatwald erlegt wird bekommt der Waldeigentümer den Verkaufserlös. Beim Forst ist es doch auch so, dass der Förster beurteilt, welche Bäume gefällt werden und wo welche Rückegasse sein muss. In meinem Beispiel hätte dann sicher auch der Ansitz-Wildwuchs ein Ende.
Treibjagden würden nur noch von Berufsjägern ausgeübt, das Süppchenkochen von Freizeit- und Privatjägern wäre damit erledigt.
Zur Folge hätte mein Beispiel natürlich auch, dass der private Waffenbesitz stark dezimiert würde. Wer nicht jagt, braucht keine Waffen. (Das Thema „Sportschützen“ lassen wir jetzt bitte mal außen vor.)
Wie bei polizeilichem Schusswaffengebrauch wäre der Berufsjäger aus meinem Beispiel verpflichtet nachzuweisen, wann er wie viel Munition verbraucht hat. Und er müsste eine Art Protokollbuch führen, um nachzuweisen, wann er warum wo angesessen hat und was er wo geschossen hat. Oder was er sonst so in seinem Revier beobachtet hat.
Das wäre meine Idee einer Jagd-Novellierung. Die ist zwar ziemlich einfach gestrickt, aber wenn es eben keine Hobbyjäger mehr gibt, sinkt schon mal das Risiko, von einem solchen angeschossen oder erschossen zu werden.
Meine Idee käme fast heran an eine Forderung, die Prof. Dr. Richard Plochmann 1989 in einem Referat gestellt hat. Plochmann war Gründungsvorsitzender des Ökologischen Jagdverbandes Bayern (der ÖJV ist übrigens beim DJV und in der breiten Masse der Jägerschaft ziemlich verpönt). Plochmann forderte u.A.:
5. Jagd darf aus
gesellschaftspolitischen
Gründen Wildtiere nur dann
bejagen und erlegen, wenn
damit ein Nutzen verbunden
ist oder ein Schaden
verhindert werden kann. Jagd
als Schießsport auf lebende
Ziele ist untragbar.
Aber nichts anderes ist die Jagd, wie sie heutzutage ausgeübt wird doch: Ein Schießsport auf lebende Tiere. Jeder, der die nötigen finanziellen Mittel aufbringen kann und sich nicht allzu doof anstellt, kann Jäger werden. Und das finde ich sehr bedenklich…
Um noch mal auf den Thread zu kommen: Ich hoffe, dem Unglücksschützen wird der Jagdschein auf Lebenszeit entzogen. Irgendwer schrieb, dass Jäger ja Haftpflichtversicherungen haben und somit Schadenersatz geleistet wird. Aber das bringt den, der die Kugel abbekommen hat auch nicht zurück.
Es ist schon erschreckend, dass Menschen, die sich im Wald bewegen (egal, aus welchen Gründen) Angst um ihr Leben haben müssen. Und bitte komme jetzt niemand mit dem Argument, Angst um sein Leben müsse auch der haben, der im Straßenverkehr unterwegs ist. Kraftfahrzeuge sind zur Fortbewegung gedacht und KÖNNEN mitunter tödlich wirken. Waffen SIND zum TÖTEN gedacht und wirken GRUNDSÄTZLICH so.
Allen einen guten Start in die Woche!
Micha
Mal abgesehen davon, wie ich generell zur Jagd stehe (negativ), frage ich mich:
nachdem ich mir die Berichterstattung mal angeguckt habe und auch die Beiträge hier im Forum.... gebe ich auch mal meinen Senf dazu.
Ganz gewiss hat dieser Jäger nicht angesessen mit dem Vorsatz, heute mal einen Menschen über den Haufen zu schießen. Platt gesagt: Es ist ziemlich dumm gelaufen. Mich beschäftigt die Frage, warum sowas doch immer wieder mal passiert. Verg. Woche war es ein Pony, welches "dummerweise" geschossen wurde. Dann ist es ein Auto, welches eine Kugel abbekam, dann ist es ein Wolf, der für einen Hund gehalten wurde, dann ist es ein Hund, der für einen Fuchs gehalten wurde.
Mehrfach wurde hier betont, dass Jäger das Wild "ansprechen" müssen und erst, wenn sie zweifelsfrei wissen, was vor ihrer Flinte steht oder läuft, dürfen sie schießen. Was ist also - um beim obigen Beispiel - schief gelaufen? Ich schätze mal, vom Jäger wird es diesbzgl. keine wirklich konkrete bzw. ehrliche Antwort geben. Er wäre doof, wenn er (nur mal als Beispiel) zugeben würde, übermüdet gewesen zu sein. Oder evtl. angetrunken. Oder zu hitzköpfig, weil scharf darauf, endlich eine Sau zu erwischen. Er MUSS quasi schon behaupten, ganz sicher gewesen zu sein, dass da ein Schwein rumwuselte. Alles Andere würde ihm noch mehr Ärger einbringen, als er eh schon hat.
Fakt ist: Wo Menschen mit Waffen unterwegs sind - in diesem Fall Jäger - kann es zu solchen Tragödien kommen. Ich sage bewusst nicht "Unfälle", weil ich das zu verharmlosend finde. Was könnte (auch seitens des Gesetzgebers) getan werden, damit das Risiko minimiert wird?
Was wäre, wenn die Jagd nur noch von staatlich bestellten Berufsjägern ausgeübt würde? Wenn also kein Privatmann mehr jagdlich tätig werden darf, sondern nur noch absolut qualifizierte, mehrjährig ausgebildete Leute, die so eine Art Kombination aus Förster und Jäger wären und diese Tätigkeit beruflich ausüben. Es gibt ja Forstwirte, es gibt Förster, wie wäre es mit „Wildwirten“? Die bekämen z.B. ein gewisses Jagdgebiet zur Aufsicht. Jedes Jagdgebiet hätte somit einen festen Ansprechpartner, dieser wäre Angestellter des Kreises oder des Landes oder so. Er untersteht meinetwegen der unteren Jagdbehörde und wird aus Steuermitteln bezahlt. Er müsste regelmäßige Fortbildungen machen und wenigstens alle fünf Jahre Eignungstests (muss ja jeder Kraftfahrer auch regelmäßig).
Somit wären die vielen (zur Zeit ja wirklich überwiegenden) Freizeit- und Hobbyjäger weg vorm Fenster, es gäbe nur noch eine bestimmte Anzahl von Berufsjägern. Das Wild im jeweiligen Wald kann entweder zu Staatsgunsten verkauft werden nach dem Erlegen, oder wenn es im Privatwald erlegt wird bekommt der Waldeigentümer den Verkaufserlös. Beim Forst ist es doch auch so, dass der Förster beurteilt, welche Bäume gefällt werden und wo welche Rückegasse sein muss. In meinem Beispiel hätte dann sicher auch der Ansitz-Wildwuchs ein Ende.
Treibjagden würden nur noch von Berufsjägern ausgeübt, das Süppchenkochen von Freizeit- und Privatjägern wäre damit erledigt.
Zur Folge hätte mein Beispiel natürlich auch, dass der private Waffenbesitz stark dezimiert würde. Wer nicht jagt, braucht keine Waffen. (Das Thema „Sportschützen“ lassen wir jetzt bitte mal außen vor.)
Wie bei polizeilichem Schusswaffengebrauch wäre der Berufsjäger aus meinem Beispiel verpflichtet nachzuweisen, wann er wie viel Munition verbraucht hat. Und er müsste eine Art Protokollbuch führen, um nachzuweisen, wann er warum wo angesessen hat und was er wo geschossen hat. Oder was er sonst so in seinem Revier beobachtet hat.
Das wäre meine Idee einer Jagd-Novellierung. Die ist zwar ziemlich einfach gestrickt, aber wenn es eben keine Hobbyjäger mehr gibt, sinkt schon mal das Risiko, von einem solchen angeschossen oder erschossen zu werden.
Meine Idee käme fast heran an eine Forderung, die Prof. Dr. Richard Plochmann 1989 in einem Referat gestellt hat. Plochmann war Gründungsvorsitzender des Ökologischen Jagdverbandes Bayern (der ÖJV ist übrigens beim DJV und in der breiten Masse der Jägerschaft ziemlich verpönt). Plochmann forderte u.A.:
5. Jagd darf aus
gesellschaftspolitischen
Gründen Wildtiere nur dann
bejagen und erlegen, wenn
damit ein Nutzen verbunden
ist oder ein Schaden
verhindert werden kann. Jagd
als Schießsport auf lebende
Ziele ist untragbar.
Aber nichts anderes ist die Jagd, wie sie heutzutage ausgeübt wird doch: Ein Schießsport auf lebende Tiere. Jeder, der die nötigen finanziellen Mittel aufbringen kann und sich nicht allzu doof anstellt, kann Jäger werden. Und das finde ich sehr bedenklich…
Um noch mal auf den Thread zu kommen: Ich hoffe, dem Unglücksschützen wird der Jagdschein auf Lebenszeit entzogen. Irgendwer schrieb, dass Jäger ja Haftpflichtversicherungen haben und somit Schadenersatz geleistet wird. Aber das bringt den, der die Kugel abbekommen hat auch nicht zurück.
Es ist schon erschreckend, dass Menschen, die sich im Wald bewegen (egal, aus welchen Gründen) Angst um ihr Leben haben müssen. Und bitte komme jetzt niemand mit dem Argument, Angst um sein Leben müsse auch der haben, der im Straßenverkehr unterwegs ist. Kraftfahrzeuge sind zur Fortbewegung gedacht und KÖNNEN mitunter tödlich wirken. Waffen SIND zum TÖTEN gedacht und wirken GRUNDSÄTZLICH so.
Allen einen guten Start in die Woche!
Micha
Mal abgesehen davon, wie ich generell zur Jagd stehe (negativ), frage ich mich: