COMiSAAR
Geocacher
Entgegen ursprünglicher Befürchtungen konnte ich aus dem Stand heraus meine Familie für die Idee, zum Mega Event nach Koblenz zu reisen, begeistern.
Das lag sicher und mit größtem Anteil auch daran, dass die Organisatoren schon in der Vorbereitung ihr Talent bewiesen und sogar Rand- und Mitläufercacher mit dem hochwertig zusammengestellten Programm überzeugen konnten. (Ein bisschen aber auch daran, dass wir alle gerne Dinge besichtigen, tolle Führungen anschauen, auf dem Wasser schippern, Seilbahn fahren - und - erstmals ein langes Wochenende im eben erst erstandenen und nun von uns vollumfänglich gepimpten Wohnwagen verbringen wollten.)
Ich und "wir" fanden uns tatsächlich häufig in der Rolle des interessierten Beobachters wieder. Eine solche unauffällig auffällig getarnte Ansammlung an vollausgestatteten, outdoorgeeignten Groß(stadt)wildjägern hatten wir nicht erwartet. Wer hier noch geheimbündlerisch predigt, dass Geocaching unbedingt im Verdeckten geschehen soll, der hat so etwas sicher noch nie erlebt.
Eine Masse von Vollnerds ist an diesem Wochenende über Koblenz hergefallen, wie sie diese Stadt in ihren Tausenden Jahren Bestehen sicher noch nicht gesehen hat. (Koblenz ist mir nicht bekannt als Standort für Informatikerkongresse, und die "Games" findet auch wo anders statt.)
Die meist getragene Event-Kleidung war an allen Tagen (auch den wettermäßig schönen) in höchstem Grade funktional und gegen alle Wettereinflüsse außer durchschnittliches städtisches Sommerwetter gerüstet. Bekleidungsfirmen mit Tatzen oder stilisierten Regenbögen im Logo bestimmten das Bild und ließen vermuten, dass Geocaching in ungeahnter Quantität zur Sicherung der Umsätze beiträgt.
Uns war ehrlich gesagt in der Vorbereitung für diese Veranstaltung nicht aufgefallen, dass es im urbanen Koblenz und auf dem Ehrenbreitstein so viele T4++er in unwegsamen Steilhangwaldgebieten, latent gefährlichen und kaum zugänglichen Höhlen oder potentiell einstürzenden LPs geben sollte.
Auffällig war aber, dass zu jeder Tages- und Nachtzeit, die Großstadt-Guerilla stets komplett unverschmutzt und mit perfekt sitzender Bügelfalte anzutreffen war.
Ich vermute, dass bei Ansammlungsgrößen von über 30 Personen an manchen Caches zur Verschleierung des ursprünglichen Vorhabens vor den natürlich vollkommen ahnungslosen Muggles flux eine Demonstration zu stetig wechselnden Themen bei der Stadtverwaltung angemeldet wurde.
Mindestens ein eindringliches Schlüsselerlebnis in Bezug auf Geocaching hat mir das Wochenende beschert. Als ich auf dem Weg von der Rezeption zufällig an einer der vielen im Dunkeln "unauffällig" agierenden Mega-Ansammlungen vorbeikam und scherzeshalber fragte, wo ich mich anstellen könne, um mich in das dort liegende Tradilogbuch einzutragen, wurde ich von einer der wasserdicht-atmungsaktiv uniformierten, militant-fundamentalen "Mitcacherinnen" seitwärts angepflaumt:
"Wir machen nicht in Tradis!"
Ich kommentierte das mit einem sicherlich überfahren wirkenden aber knappen "OK" und wand mich noch unter Schock stehend ab um reflexartig, wie fremdgesteuert, noch durch diese belastenden Eindrücke wie dissoziiert meinem Ursprungsziel folgend nach dem Nano zu greifen.
Während ich noch benommen vor mich hinbrabbelte, dass ich nicht vorhatte da rein zu machen, hörte ich von hinter mir in nun fast süßlich femininer Stimme: "Aber wenn da auch gerade ein Tradi-Logbuch ist, dann tragen wir uns da gerne auch mal ein!"
[Och nöö, lass mal, vielleicht wann anders wieder...]
Ich finde es schön, wenn jemand einen klaren Standpunkt bezieht, sich auch lauthals öffentlich dazu bekennt und standhaft seiner Überzeugung treu bleibt.
Tatsächlich haben wir, trotz Event, erstaunlich wenige Dosen gesucht. Wir nutzten die Gelegenheit zu einem netten Bierchen bei netter Life-Musik mit teilweise echt sonderbaren Texten und dem über allem wabernden Wirhabenunsalleliebgefühl, besichtigten Koblenz, das Buga-Gelände, den Schrägaufzug, die Seilbahn und ein Rheinausflugsschiff - fast allesamt aus dem Portfolio des Events - und genossen die Zeit auf dem Campingplatz mit einem genial zur Szenerie am Deutschen Eck passenden Feuerwerk (natürlich ganz geheim und im Flüsterton durch die Megawatt-PA neben allen anderen Geocaching-Informationen angekündigt.).
Ich war sogar so entspannt, dass ich uns selbst in eines der auf dem Schiff ohne outdoor-Teil herumgereichten Logbücher nicht eintragen konnte, weil ich viel zu spät in die Unterlagen geschaut hatte.
Beim Spezialitätenmarkt auf der Festung kamen wir erst an, als dort bereits abgebaut wurde. Ich muss aber auch zugeben, dass ich das das Gefühl habe, durchaus gut ausgestattet zu sein und mir nichts mehr einfiel, was ich hätte dort kaufen oder ansehen können. Selbst die Chance auf den Gewinn eines GPSr hat mich nicht wirklich gezogen, weil ich auch da überausgestattet bin. Was außer sehr selten vielleicht einmal proprietär zwitschern zu können, sollte ich mit noch einem Gerät anfangen?
Und Geocoins haben wir, wahrscheinlich aus Anerkennung, dass wir die übermüdet und hungrig herumnölende COMiSAARsanwärterin nicht vertrimmt, sondern mit leichtem verbalem Druck Richtung Bergabfahrt gebracht haben, von einem Engel von Geogott Garmin persönlich geschenkt bekommen.
Zu erwähnen notwendig finde ich die sehr professionell geleitete und mit geschichtlichen Fakten bestens ausgestattete Führung durch den Bunker. Hier verstand der Fremdenführer und (Hobby-[?]-)Historiker sein Hand- und Mundwerk und hielt alle im Bann der Geschichte. TOLL!
Wir als Familie aus der Provinz hatten unheimlich viel Spaß beim Event. (Auch, da wir gerne Menschen beobachten.)
Die Überlegung bleibt, wie wir es bisher geschafft haben, alle zwei Jahre tagelang in Badelatschen, kurzen Hosen und nur einer Flasche Wasser im Gepäck, durch die vom T-Wert sicher nicht unanspruchsvollere urbane Landschaft Venedig mit all den anspruchsvollen "locations" in Form von moderner Kunst zur Bienale zu wandern. Für dieses Jahr muss ich da wohl rein aus Sicherheitsgründen, und weil ich dort vielleicht auch in die Verlockung geraten könnte, im Vorbeigehen (in) einen Tradi zu machen, für adäquate geocaching-geeignete Schuh-, Bein- und Oberkörperkleidung sorgen. Erweitern sollte ich das wohl lokationsbedingt noch mit Badereif oder Schwimmärmchen für alle. Somit sollten wir gegen alle Gefahren beim innerstädtischen Geocachen gewappnet und unter all den uneingeweihten Sandalenschlurfern mit ihren kurzen Hosen und bunten, dünnen Hemdchen bestens getarnt sein.
Damit uns aber die Möglichkeit eröffnet bleibt, bei allem Flecktarn vielleicht dann doch noch von Gleichgesinnten erkannt zu werden, werde ich für alle COMiSAARe und jeden Tag neue und einzigartige, besonders lustige Team-Geocaching-Motto-T-Shirts mit unseren Namen und Cacherteam-Namen und Sinnspruch machen lassen.
Das Spezialeinsatzkommando COMiSAAR ist bereit, in Venedig die Macht an sich zu reißen.
In diesem Sinne mein neuer Wahlspruch:
"Ich bremse auch für Tradis!"
Das lag sicher und mit größtem Anteil auch daran, dass die Organisatoren schon in der Vorbereitung ihr Talent bewiesen und sogar Rand- und Mitläufercacher mit dem hochwertig zusammengestellten Programm überzeugen konnten. (Ein bisschen aber auch daran, dass wir alle gerne Dinge besichtigen, tolle Führungen anschauen, auf dem Wasser schippern, Seilbahn fahren - und - erstmals ein langes Wochenende im eben erst erstandenen und nun von uns vollumfänglich gepimpten Wohnwagen verbringen wollten.)
Ich und "wir" fanden uns tatsächlich häufig in der Rolle des interessierten Beobachters wieder. Eine solche unauffällig auffällig getarnte Ansammlung an vollausgestatteten, outdoorgeeignten Groß(stadt)wildjägern hatten wir nicht erwartet. Wer hier noch geheimbündlerisch predigt, dass Geocaching unbedingt im Verdeckten geschehen soll, der hat so etwas sicher noch nie erlebt.
Eine Masse von Vollnerds ist an diesem Wochenende über Koblenz hergefallen, wie sie diese Stadt in ihren Tausenden Jahren Bestehen sicher noch nicht gesehen hat. (Koblenz ist mir nicht bekannt als Standort für Informatikerkongresse, und die "Games" findet auch wo anders statt.)
Die meist getragene Event-Kleidung war an allen Tagen (auch den wettermäßig schönen) in höchstem Grade funktional und gegen alle Wettereinflüsse außer durchschnittliches städtisches Sommerwetter gerüstet. Bekleidungsfirmen mit Tatzen oder stilisierten Regenbögen im Logo bestimmten das Bild und ließen vermuten, dass Geocaching in ungeahnter Quantität zur Sicherung der Umsätze beiträgt.
Uns war ehrlich gesagt in der Vorbereitung für diese Veranstaltung nicht aufgefallen, dass es im urbanen Koblenz und auf dem Ehrenbreitstein so viele T4++er in unwegsamen Steilhangwaldgebieten, latent gefährlichen und kaum zugänglichen Höhlen oder potentiell einstürzenden LPs geben sollte.
Auffällig war aber, dass zu jeder Tages- und Nachtzeit, die Großstadt-Guerilla stets komplett unverschmutzt und mit perfekt sitzender Bügelfalte anzutreffen war.
Ich vermute, dass bei Ansammlungsgrößen von über 30 Personen an manchen Caches zur Verschleierung des ursprünglichen Vorhabens vor den natürlich vollkommen ahnungslosen Muggles flux eine Demonstration zu stetig wechselnden Themen bei der Stadtverwaltung angemeldet wurde.
Mindestens ein eindringliches Schlüsselerlebnis in Bezug auf Geocaching hat mir das Wochenende beschert. Als ich auf dem Weg von der Rezeption zufällig an einer der vielen im Dunkeln "unauffällig" agierenden Mega-Ansammlungen vorbeikam und scherzeshalber fragte, wo ich mich anstellen könne, um mich in das dort liegende Tradilogbuch einzutragen, wurde ich von einer der wasserdicht-atmungsaktiv uniformierten, militant-fundamentalen "Mitcacherinnen" seitwärts angepflaumt:
"Wir machen nicht in Tradis!"
Ich kommentierte das mit einem sicherlich überfahren wirkenden aber knappen "OK" und wand mich noch unter Schock stehend ab um reflexartig, wie fremdgesteuert, noch durch diese belastenden Eindrücke wie dissoziiert meinem Ursprungsziel folgend nach dem Nano zu greifen.
Während ich noch benommen vor mich hinbrabbelte, dass ich nicht vorhatte da rein zu machen, hörte ich von hinter mir in nun fast süßlich femininer Stimme: "Aber wenn da auch gerade ein Tradi-Logbuch ist, dann tragen wir uns da gerne auch mal ein!"
[Och nöö, lass mal, vielleicht wann anders wieder...]
Ich finde es schön, wenn jemand einen klaren Standpunkt bezieht, sich auch lauthals öffentlich dazu bekennt und standhaft seiner Überzeugung treu bleibt.
Tatsächlich haben wir, trotz Event, erstaunlich wenige Dosen gesucht. Wir nutzten die Gelegenheit zu einem netten Bierchen bei netter Life-Musik mit teilweise echt sonderbaren Texten und dem über allem wabernden Wirhabenunsalleliebgefühl, besichtigten Koblenz, das Buga-Gelände, den Schrägaufzug, die Seilbahn und ein Rheinausflugsschiff - fast allesamt aus dem Portfolio des Events - und genossen die Zeit auf dem Campingplatz mit einem genial zur Szenerie am Deutschen Eck passenden Feuerwerk (natürlich ganz geheim und im Flüsterton durch die Megawatt-PA neben allen anderen Geocaching-Informationen angekündigt.).
Ich war sogar so entspannt, dass ich uns selbst in eines der auf dem Schiff ohne outdoor-Teil herumgereichten Logbücher nicht eintragen konnte, weil ich viel zu spät in die Unterlagen geschaut hatte.
Beim Spezialitätenmarkt auf der Festung kamen wir erst an, als dort bereits abgebaut wurde. Ich muss aber auch zugeben, dass ich das das Gefühl habe, durchaus gut ausgestattet zu sein und mir nichts mehr einfiel, was ich hätte dort kaufen oder ansehen können. Selbst die Chance auf den Gewinn eines GPSr hat mich nicht wirklich gezogen, weil ich auch da überausgestattet bin. Was außer sehr selten vielleicht einmal proprietär zwitschern zu können, sollte ich mit noch einem Gerät anfangen?
Und Geocoins haben wir, wahrscheinlich aus Anerkennung, dass wir die übermüdet und hungrig herumnölende COMiSAARsanwärterin nicht vertrimmt, sondern mit leichtem verbalem Druck Richtung Bergabfahrt gebracht haben, von einem Engel von Geogott Garmin persönlich geschenkt bekommen.
Zu erwähnen notwendig finde ich die sehr professionell geleitete und mit geschichtlichen Fakten bestens ausgestattete Führung durch den Bunker. Hier verstand der Fremdenführer und (Hobby-[?]-)Historiker sein Hand- und Mundwerk und hielt alle im Bann der Geschichte. TOLL!
Wir als Familie aus der Provinz hatten unheimlich viel Spaß beim Event. (Auch, da wir gerne Menschen beobachten.)
Die Überlegung bleibt, wie wir es bisher geschafft haben, alle zwei Jahre tagelang in Badelatschen, kurzen Hosen und nur einer Flasche Wasser im Gepäck, durch die vom T-Wert sicher nicht unanspruchsvollere urbane Landschaft Venedig mit all den anspruchsvollen "locations" in Form von moderner Kunst zur Bienale zu wandern. Für dieses Jahr muss ich da wohl rein aus Sicherheitsgründen, und weil ich dort vielleicht auch in die Verlockung geraten könnte, im Vorbeigehen (in) einen Tradi zu machen, für adäquate geocaching-geeignete Schuh-, Bein- und Oberkörperkleidung sorgen. Erweitern sollte ich das wohl lokationsbedingt noch mit Badereif oder Schwimmärmchen für alle. Somit sollten wir gegen alle Gefahren beim innerstädtischen Geocachen gewappnet und unter all den uneingeweihten Sandalenschlurfern mit ihren kurzen Hosen und bunten, dünnen Hemdchen bestens getarnt sein.
Damit uns aber die Möglichkeit eröffnet bleibt, bei allem Flecktarn vielleicht dann doch noch von Gleichgesinnten erkannt zu werden, werde ich für alle COMiSAARe und jeden Tag neue und einzigartige, besonders lustige Team-Geocaching-Motto-T-Shirts mit unseren Namen und Cacherteam-Namen und Sinnspruch machen lassen.
Das Spezialeinsatzkommando COMiSAAR ist bereit, in Venedig die Macht an sich zu reißen.
In diesem Sinne mein neuer Wahlspruch:
"Ich bremse auch für Tradis!"