Fredi
Geocacher
Die Jäger des Plastikschatzes
NRZ 20.08.2007 / MANTEL / MANTEL
FREIZEIT. Kirstin und Volker Frisse sind fieberhaft auf der Suche nach Tupperdosen. Nicht in der Küche, sondern am Rhein. VOERDE. Sie suchen die Umgebung ständig nach Versteckmöglichkeiten ab? Verwenden ein GPS-Gerät als Kopfkissen und haben immer nen Kompass dabei? Kirstin und Volker Frisse kennen diese Symptome. Und sie wissen: eine Heilung ist nahezu unmöglich. Ein Jahr hat es geklappt, dann wurden sie rückfällig. Das Paar aus Duisburg-Walsum ist süchtig. Süchtig nach Geocaching. So heißt die Schnitzeljagd mit Satellitenunterstützung. Und die ist in Deutschland nicht erst seit Comedian Bernhard Hoecker populär. Als Team Fridolin ziehen Kirstin und Volker Frisse mit ihrem Maskottchen seit vier Jahren durch die Region, suchen in Wäldern, unter Brücken oder an alten Kirchen Tupperdosen.
Am Anfang steht die Koordinate
Dieser Sport, dieses Hobby, oder wie man es nennen soll, hört sich schräg an und kann nur aus den Staaten kommen. Richtig. Mai 2000, nachdem das US-Militär zivilen Nutzern eine fast auf den Meter genaue Ortung gestattet hat, war die Geburtsstunde des Caching. Cache heißt auf Deutsch übersetzt geheimes Lager. Genau so etwas sucht das Team Fridolin in Voerde am Niederrhein.
Am Anfang steht ein Gewusel aus Zahlen und Buchstaben: N51° 37.705 E006° 36.918. Damit beginnt auch bei Kirstin und Volker Frisse die Suche nach dem Schleusenschatz von Emmelsum. Bei Cache Nummer 142 in diesem Jahr den sie finden - oder wie der Cacher sagt - loggen, regnet es in Strömen. Das hält beide nicht ab. "Bevor ich abends vor dem Fernseher sitze, bin ich lieber draußen", sagt die 37-Jährige. Sie und ihr Mann haben beide zeitaufwändige Büro-Jobs und wenig Zeit für regelmäßigen Sport. "Cachen können wir zu jeder Tages- und Nachtzeit", ergänzt Volker. Auch auf Dienstreisen. Volker Frisse arbeitet im Vertrieb einer finnischen Hightech-Firma. Er kommt beruflich viel rum, hat letztens noch eine Delfin-Figur aus Holland in Finnland versteckt. Damit sie von dort um die Welt reisen kann.
Auf dem Weg nach Finnland hat er Hoeckers "Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers" verschlungen. Was der Kerkeling für den Pilger, ist Hoecker für die Cacher-Gemeinde. "Der Mann hats drauf", sagt der Cacher mit Respekt, während er in seinem Rucksack kramt: Erste-Hilfe-Täschchen, kleiner Spaten, Taschenlampe, Handschuhe. Und eine Auswahl Tauschobjekte: Reflektoren, Golfball, Vorhängeschloss. Alles da. Am Trageriemen baumelt ein Funkgerät, daneben das wichtigste Ausrüstungsstück: der GPS-Empfänger.
Das Team Fridolin steht vor seiner ersten Aufgabe: Es muss aus der Länge der beiden Schleusen die neuen Koordinaten errechnen, die zum Schatz führen. Eine kleine Rechenaufgabe. Was den Reiz der Sucherei ausmacht? "Spaß, aber so ein Cache kann auch lehrreich sein. Naturnah ist er sowieso. Der GPS-Schatzsucher sieht sich die Umgebung genau an, hastet nicht nur hindurch. Ein wenig Geduld braucht es manchmal nämlich schon, bei der Schatzsuche.
Dieses Mal ist der Weg nicht weit, das Tupperdosen-Versteck fix ausgemacht. Einer der schnelleren Caches, aber es gibt auch große über 25 Kilometer, mit vielen Aufgaben. Andere sind nur nachts zu lösen. Der Schleusencache von Emmelsum findet sich unter einem Steinhaufen. Was drin ist: ein Schlüsselband, eine Schwarzlichtlampe. Ihre Tausch-Utensilien behalten die Fridolins heute für sich. Aber der Eintrag ins Logbuch, der ist Pflicht. Es ist ihr 225. "Wir waren hier. TFTC - thank you for the cache." (NRZ)
MARC WOLKO
NRZ 20.08.2007 / MANTEL / MANTEL
FREIZEIT. Kirstin und Volker Frisse sind fieberhaft auf der Suche nach Tupperdosen. Nicht in der Küche, sondern am Rhein. VOERDE. Sie suchen die Umgebung ständig nach Versteckmöglichkeiten ab? Verwenden ein GPS-Gerät als Kopfkissen und haben immer nen Kompass dabei? Kirstin und Volker Frisse kennen diese Symptome. Und sie wissen: eine Heilung ist nahezu unmöglich. Ein Jahr hat es geklappt, dann wurden sie rückfällig. Das Paar aus Duisburg-Walsum ist süchtig. Süchtig nach Geocaching. So heißt die Schnitzeljagd mit Satellitenunterstützung. Und die ist in Deutschland nicht erst seit Comedian Bernhard Hoecker populär. Als Team Fridolin ziehen Kirstin und Volker Frisse mit ihrem Maskottchen seit vier Jahren durch die Region, suchen in Wäldern, unter Brücken oder an alten Kirchen Tupperdosen.
Am Anfang steht die Koordinate
Dieser Sport, dieses Hobby, oder wie man es nennen soll, hört sich schräg an und kann nur aus den Staaten kommen. Richtig. Mai 2000, nachdem das US-Militär zivilen Nutzern eine fast auf den Meter genaue Ortung gestattet hat, war die Geburtsstunde des Caching. Cache heißt auf Deutsch übersetzt geheimes Lager. Genau so etwas sucht das Team Fridolin in Voerde am Niederrhein.
Am Anfang steht ein Gewusel aus Zahlen und Buchstaben: N51° 37.705 E006° 36.918. Damit beginnt auch bei Kirstin und Volker Frisse die Suche nach dem Schleusenschatz von Emmelsum. Bei Cache Nummer 142 in diesem Jahr den sie finden - oder wie der Cacher sagt - loggen, regnet es in Strömen. Das hält beide nicht ab. "Bevor ich abends vor dem Fernseher sitze, bin ich lieber draußen", sagt die 37-Jährige. Sie und ihr Mann haben beide zeitaufwändige Büro-Jobs und wenig Zeit für regelmäßigen Sport. "Cachen können wir zu jeder Tages- und Nachtzeit", ergänzt Volker. Auch auf Dienstreisen. Volker Frisse arbeitet im Vertrieb einer finnischen Hightech-Firma. Er kommt beruflich viel rum, hat letztens noch eine Delfin-Figur aus Holland in Finnland versteckt. Damit sie von dort um die Welt reisen kann.
Auf dem Weg nach Finnland hat er Hoeckers "Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers" verschlungen. Was der Kerkeling für den Pilger, ist Hoecker für die Cacher-Gemeinde. "Der Mann hats drauf", sagt der Cacher mit Respekt, während er in seinem Rucksack kramt: Erste-Hilfe-Täschchen, kleiner Spaten, Taschenlampe, Handschuhe. Und eine Auswahl Tauschobjekte: Reflektoren, Golfball, Vorhängeschloss. Alles da. Am Trageriemen baumelt ein Funkgerät, daneben das wichtigste Ausrüstungsstück: der GPS-Empfänger.
Das Team Fridolin steht vor seiner ersten Aufgabe: Es muss aus der Länge der beiden Schleusen die neuen Koordinaten errechnen, die zum Schatz führen. Eine kleine Rechenaufgabe. Was den Reiz der Sucherei ausmacht? "Spaß, aber so ein Cache kann auch lehrreich sein. Naturnah ist er sowieso. Der GPS-Schatzsucher sieht sich die Umgebung genau an, hastet nicht nur hindurch. Ein wenig Geduld braucht es manchmal nämlich schon, bei der Schatzsuche.
Dieses Mal ist der Weg nicht weit, das Tupperdosen-Versteck fix ausgemacht. Einer der schnelleren Caches, aber es gibt auch große über 25 Kilometer, mit vielen Aufgaben. Andere sind nur nachts zu lösen. Der Schleusencache von Emmelsum findet sich unter einem Steinhaufen. Was drin ist: ein Schlüsselband, eine Schwarzlichtlampe. Ihre Tausch-Utensilien behalten die Fridolins heute für sich. Aber der Eintrag ins Logbuch, der ist Pflicht. Es ist ihr 225. "Wir waren hier. TFTC - thank you for the cache." (NRZ)
MARC WOLKO