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Schaukeln für Große

satanklaus

Geomaster
Ich möchte mich selber korrigieren und zumindest das "absolut unkritisch" im obigen Beitrag zurücknehmen.
In diesem bereits an anderer Stelle verlinkten, sehr guten Dokument beschreibt Fall 1 genau das Thema dieses Threads.
Ich habe mir dann noch mal die Physik dahinter angesehen und dabei auch einen Denkfehler meinerseits gefunden: der Fangstoß ist einzig vom Sturzfaktor abhängig und nicht von der Seillänge, die sich dehnen kann, da ja gleichzeitig die zu "vernichtende" Energie proportional wächst. Auch wenn der Fangstoß noch im physiologisch akzeptablen Bereich liegt, rät B&S von der Verwendung von Kletterseilen für solche Anwendungen ab. Und wer bin ich, was anderes zu behaupten als die Instanz in solchen Dingen?
Soviel also zur Verlässlichkeit von Aussagen in Foren ...
 

Kappler

Geowizard
Eigentlich handelt es sich bei diesen Schluchtenspringern mehr um einen Pendelsturz, also Situation 9 aus dem B&S-Dokument.
Eventuell noch, aufgrund der Seildehnung und einem gewissen Seildurchhang, mit einer gewissen Vertikalkomponente, wobei wohl recht schnell in den Pendelflug übergegangen wird. Die Kräfte dürften somit das 3-fache des Körpergewichts nicht wesentlich übersteigen und daher weit unterhalb jeder problematischen Schwelle liegen.

Was bei Dan Osman genau schief gelaufen ist, weiß ich jetzt nicht mehr, ich meine aber mich erinnern zu können, dass er tatsächlich in einen Faktor-1-Sturz gesprungen ist (Anschlag des Seils beim Absprungpunkt).
 

satanklaus

Geomaster
Kappler schrieb:
Eigentlich handelt es sich bei diesen Schluchtenspringern mehr um einen Pendelsturz, also Situation 9 aus dem B&S-Dokument.
Eventuell noch, aufgrund der Seildehnung und einem gewissen Seildurchhang, mit einer gewissen Vertikalkomponente, wobei wohl recht schnell in den Pendelflug übergegangen wird. Die Kräfte dürften somit das 3-fache des Körpergewichts nicht wesentlich übersteigen und daher weit unterhalb jeder problematischen Schwelle liegen.

Stimmt, es ist ja in Fall 1 von senkrechtem Reinspringen die Rede. Ergo muss man es also nur schaffen, etwas außerhalb des Lotes unter dem Anschlagpunkt zu springen und schon gilt Fall 9.

Ein freier Pendelsturz ist somit
keine grosse Belastung für die
Sicherungskette, bei Felsberührung wird der Sturz aber
rasch unkontrollierbar, und beim
Aufschlagen gilt wieder: Energie =
Kraft x Weg, und letzterer beträgt
oft nicht einmal eine Nasenlänge
als Knautschzone

(Auch hier wieder interessant, dass die Belastung unabhängig von der Pendel-Länge ist.)
 

Kappler

Geowizard
So wie ich das Video interpretiere haben die ein Querseil über die Schlucht gespannt und der Anschlagpunkt des Sprungseils ist irgendwo in der Mitte des Querseils.
Also eigentlich ein reiner Pendelsturz in ein horizontal verlaufendes Seil.

Ich denke, etwas außerhalb des Lots des Anschlagspunktes zu springen gibt noch keinen Pendelsturz - das wird dann so eine Kombination der Fälle sein - ein Teil der Fallenergie wird dann wohl in die Pendelbewegung umgesetzt, aber ein Großteil wird bestimmt durch die Seildehnung absorbiert was der Belastung aus Fall 1 entspricht.
 

Orimha

Geocacher
satanklaus schrieb:
Stimmt, es ist ja in Fall 1 von senkrechtem Reinspringen die Rede. Ergo muss man es also nur schaffen, etwas außerhalb des Lotes unter dem Anschlagpunkt zu springen und schon gilt Fall 9.

Das glaube ich nicht! Von einem Pendelsturz spricht man eigentlich, wenn kein Schlappseil (oder so gut wie keins) vorhanden ist. Ansonsten treten ja keine Rotationskräfte auf. Gibt sicherlich alle möglichen Stürze, die eine Kombination aus beidem sind.

Wir sollten das auch nicht zu kompliziert machen und uns ein wenig an unsere Kindertage erinnern. Wer hat als Kind nicht einen Baum mit einem Seil drin gehabt und hat ein wenig Tarzan gespielt und sich mit einem "Pendelsturz" aus dem Baum geschwungen? Und das haben wir einfach so gemacht, ohne Berechnungen des Fangstoßes, Seildehnungen, Berücksichtigung von Gravitation usw. Und was soll ich sagen? Es hat funktioniert. :D

Bei Osman soll es ein Seilriss durch Reibung/Verschmelzen gewesen sein.

Gruß
Michael
 

satanklaus

Geomaster
Orimha schrieb:
Von einem Pendelsturz spricht man eigentlich, wenn kein Schlappseil (oder so gut wie keins) vorhanden ist. Ansonsten treten ja keine Rotationskräfte auf.

Du hast recht, der Brückenschwinger ist genau genommen ein "Pendelsturz mit Anfangsgeschwindigkeit". Man fällt frei mehr oder weniger senkrecht , bis alles Schlappseil raus ist. Ab dann geht es in einen Pendelsturz über, da man sich ja außerhalb des Lotes befindet. Was das jetzt genau für die Kräfte bedeutet möchte ich nicht beurteilen, aber ich glaube, Kapplers Überlegungen oben treffen zu.
 

KreuterFee

Geomaster
Eigentlich ist alles gesagt.

In letzter Konsequenz sorgt die Pendelbewegung dafür, das die einwirkenden Kräfte nicht zu einer Überlastung des Systems führen.
 

de_Bade

Geowizard
Die Schatzjäger schrieb:
Kennt jemand hier Dan Osman ?
Zusammengefasst: Der hat das gleiche gemacht. Richtig professionell. Der wusste wies geht und war ein super Kletterer.
Und auch bei dem ist ein Knoten gerissen...
ja, aber man sollte schon die hintergründe kennen. und warum das seil gerissen ist. ich glaube du stellst das hier etwas falsch da.
 

Lutzzz

Geocacher
Am 23. November 1998 starb Dan Osman im Alter von 35 Jahren im Yosemite-Nationalpark, als bei einem Sprung aus 335 Metern Höhe vom „Leaning Tower“ sein Seil riss. Unglücksursache war, dass er kurzfristig den Standort für den Absprung wechselte, weil die Dämmerung einsetzte und er den Rekordsprung zu Ende bringen wollte. Möglicherweise befürchtete er, dass die Park-Leitung ihm am nächsten Tag einen weiteren Versuch verbieten würde. Durch den Standortwechsel überschnitten sich allerdings die bereits lange Wind und Wetter ausgesetzten Fangseile, dadurch kam es beim Sprung zu einer Reibungsschmelze an einem Knoten, und das Seil riss. Er hinterließ seine damals zwölfjährige Tochter Emma.

Zitat Wikipedia
 

ilgrande

Geocacher
Wenn man sich andere Videos zu dem Thema anschaut ist der Fangstoß bei kurzen Seilen ganz schön heftig, was sich auch mit meiner persönlichen Erfahrung bei Sportkletterstürzen deckt. Für den Schauklenden ist - rein von der einwirkenden Kraft her - sicher der Sprung in die Schlucht am angenehmsten.
Aber was die Belastung für das Material angeht, wie sieht es hier mit dem Seil über der Schlucht aus? Ich könnte mir vorstellen, dass hier das Material deutlich mehr gefordert wird, da das Seil ja bereits vorgespannt ist. Und, wie oft hält ein gutes Seil einen Sprung aus?
Abgesehen davon - die Springerei sieht schon sehr spaßig aus...
 
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