snoopy_03
Geonewbie
Hi,
ich bin Jäger und Revierpächter im Taunus und habe heute erst von Geocaching erfahren.
Zunächst war ich - wie vermutlich die meisten Jäger - ziemlich empört darüber.
Jetzt habe ich mich mal so ein bisschen eingelesen und das hat meine Meinung schon etwas relativiert und daher suche ich mal den Dialog von dieser Seite aus.
Beim Lesen der anderen Themen ist mir aufgefallen, dass offensichtlich nicht klar ist, auf welchem "Grund und Boden" gecacht wird und welche Rolle Förster, Jäger usw. dabei spielen.
Ich versuche hier mal ein wenig Klarheit zu schaffen.
Nachfolgendes ist so nicht zu 100% gültig, soll aber einen groben Leitfaden geben:
(zugegeben es ist etwas lang geworden aber bitte lest es mal durch).
Ich habe gelesen, Förster hätten mehr zu sagen als Jäger.
Hier geht es aber nicht so sehr um "Wer hat das sagen", sondern auf welcher rechtlichen Basis wird gecacht und eben auch gejagt.
ich werde auch noch ausführen, wo dabei auch die Reizthemen entstehen werden. Wenn alle Verständnis für einander zeigen, sollte das Cachen in unseren Feldern und Wäldern eigentlich problemlos möglich sein.
Grundsätzlich gilt in Deutschland, dass die Nutzung von Grund- und Boden das alleinige Recht des jeweiligen Grundeigentümers ist. Das gilt natürlich auch für das Betreten und das Vergraben/Ausgraben von Dingen.
Grundbesitzer der Feldflur sind meist Landwirte, die der Wälder meist der Staat, die Gemeinden oft aber auch private Personen.
Förster sind Verwaltungsbeamte, eingesetzt vom Grundbesitzer um die Wälder und das darin wachsende Holz zu "managen" und wirtschaftlich "auszuschlachten". Förster sind (im Gegensatz zu Jägern) jedoch mit Polizei-ähnlichen Befugnissen ausgestattet.
Bei Feldern kann es sein, dass die Nutzung nicht unmittelbar von Grundeigentümer erfolgt, sondern, dass das Nutzungsrecht (z.B. an einen anderen Landwirt) verpachtet ist.
Ähnlich ist es mit dem Jagdrecht.
Auch dieses ist (allerdings mit bestimmten zusätzlichen Regulierungen) alleiniges Recht des Grundeigentümers.
Ein Jagdrevierpächter pachtet von dem/den Grundeigentümern das Recht in dem gepachteten Bereich die Jagd auszuüben und sich das erlegte Wild anzueignen.
Dazu sollte man wissen, dass Wild bis zum Zeitpunkt des Erlegens "herrenlos" ist, also niemanden gehört, durch das Erlegen aber in den Besitz des Revierpächters übergeht.
Das ist, vereinfacht gesagt, auch fast das Einzige was Jäger so dürfen.
Ansonsten haben Jäger noch einen Haufen Pflichten, u.a. die gesetzlichen Abschussvorgaben zu erfüllen, die meist viel höher liegen, als es sich der Jäger wünschen würde (aber das ist ein anderes Thema).
Jäger, definieren sich selbst nicht nur als Diejenigen die das wilde Getier "meucheln" und "morden" dürfen, sondern auch ganz stark als Einzigen, die versuchen für die Belange von Wildtieren Position zu beziehen und sie in der Öffentlichkeit zu vertreten.
Dies will auch ich hier nachfolgend tun.
Vorab: Leider geht dies nicht so ganz ohne eine implizite Doppelmoral von statten, was in der Natur der Jagd begründet ist.
Das soll heißen, auf wir Jäger auf der einen Seite versuchen, den Mitbürgern klar zu machen, wie wichtig es ist, den Lebensraum der Wildtiere zu respektieren und Störungen etc. im Lebensraum möglichst zu vermeiden, selbst aber rennen die Jäger in diesen herum um zu jagen.
Warum aber will ein "verantwortungsvoller" und "tierschutzbedächtiger" Jäger vermeiden, dass unsere Mitbürger zuviel Freizeit in den Wäldern verbringen?
Das Klischee besagt: "Damit er in Ruhe jagen kann und das Wild und den Wald für sich alleine hat".
Hmmm, die Antwort ist klar und simple aber auch ganz schön schwarz und weiß.
Der wirkliche Grund ist ungleich komplizierter.
Wildtiere habe einen recht ineffizienten Energiehaushalt.
Dies gilt insbesondere für Fluchttiere wie Reh-, Dam- und Rotwild, aber auch bei Wildscheinen.
Biologisch ist es weder bei Tieren noch bei Menschen vorgesehen, ständig auf der Flucht zu sein. Jede einzelne Flucht verbrennt ein hohes Maß an Energiereserven, was durch Nahrungsaufnahme wieder kompensiert werden muss.
Häufiges flüchten heißt auch häufig fressen.
Häufig fressen heißt aber auch weniger Zeit für Verdauung und Schlaf.
Wenig Zeit für Verdauung und Schlaf heißt weiteren Energieverbrauch.
Laut Kaiser: "Ein Teufelskreis".
Irgendwann kann die verbrauchte Energie vom Tier nicht mehr beschafft werden,
was im Extremfall dazu führen kann, dass ein Tier im grünen Feld schlicht weg verhungert.
Das Ganze ist im Winter noch schlimmer, weil viele Tierarten ihre Ernährung auf die Winterzeit einstellen und damit noch weniger Kalorien zu sich nehmen und auch können.
Um den Fluchtbedarf zu reduzieren suchen Wildtiere instinktiv Deckung, d.h. sie versuchen sich so zu verstecken, dass sie nicht gesehen werden, selbst aber gut sehen können.
In Analogie: Wenn ich mich als Mensch verstecken wollte, würde ich am ehesten versuchen mich "zuhause" zu verstecken; in der freien Natur wären die Besten Plätze ein Wald, ein Feldgehölz oder ähnliches.
Auch die Tiere verstecken sich am Liebsten "zuhause", also Wald, Feldgehölz oder Ähnlichem.
Nun kommt das Problem "Gecaching".
Grundsätzlich halte ich Geocaching für eine spannende und witzige Idee. Schnitzeljagd mit GPS und man kann nichts sagen, wenn damit SORGSAM und RÜCKSICHTSVOLL gespielt wird.
Mein erster Blick auf die Karten lässt mich jedoch Allerschlimmstes befürchten.
Caches sollten nicht im Wald, nicht einmal direkt im Gebüsch am Wegesrand angelegt oder gesucht werden.
Feldränder, Wiesenränder, Waldwegränder vor dem ersten Gebüschstreifen - alles kein Problem, aber bitte bitte nicht "mitten im Bestand".
Stellt Euch vor, Braunbären würden das Spiel spielen und Ihre Lieblingscaches wären Eure Schlafzimmer. Wer von Euch könnt wohl noch ruhig schlafen.
Es sind aber auch Zeitpunkt und Such-/Versteckverhalten wichtig:
- nicht laut schreiend, mit 5 Leuten gemeinsam durch die "Gemarkung" poltern
- möglichst nur tagsüber ausbringen und suchen
Ihr tut es nicht für uns Jäger, sondern wirklich für das - ohnehin durch die vielen Freizeitsportler (uns Jäger nicht ausgenommen) - schon arg gebeutelte Wild.
Nun noch das Ganze aus der Sicht des Jägers:
Es ist müßig darüber zu streiten, ob Jagd nun gut oder Schlecht ist - das gehört hier nicht hin.
Fakt ist, dass Jäger zumeist in Morgendämmerung und ab spätem Nachmittag und bis in die Nacht hinein jagen.
Das hat viel mit dem Verhalten des Wildes zu tun.
Wenn Ihr also bei Nacht cacht und dies NICHT mit den Jägern vor Ort absprecht, kann dies für alle Betroffenen frustrierend und im schlimmsten Fall sogar lebensgefährlich sein.
Man ist als Jäger zwar in der absoluten Pflicht nur auf etwas zu schießen was man wirklich als jagdbares Wild erkennen kann, aber die vergangenen 100 Jahre haben gezeigt, dass dies auch schon mal schief geht (natürlich mit dramatischsten Konsequenzen für den Jäger).
Es ist als auch in Eurem Interesse das Caching möglichst auf Zeiten zu verlegen, in denen man sowohl uns Jäger aber auch Euch sehen kann.
Wenn Ihr weitere Fragen dazu habt, oder das Ganze mit mir diskutieren möchtet, ich freue mich drauf.
In diesem Sinne ein freundschaftliches Waidmannsheil.
ich bin Jäger und Revierpächter im Taunus und habe heute erst von Geocaching erfahren.
Zunächst war ich - wie vermutlich die meisten Jäger - ziemlich empört darüber.
Jetzt habe ich mich mal so ein bisschen eingelesen und das hat meine Meinung schon etwas relativiert und daher suche ich mal den Dialog von dieser Seite aus.
Beim Lesen der anderen Themen ist mir aufgefallen, dass offensichtlich nicht klar ist, auf welchem "Grund und Boden" gecacht wird und welche Rolle Förster, Jäger usw. dabei spielen.
Ich versuche hier mal ein wenig Klarheit zu schaffen.
Nachfolgendes ist so nicht zu 100% gültig, soll aber einen groben Leitfaden geben:
(zugegeben es ist etwas lang geworden aber bitte lest es mal durch).
Ich habe gelesen, Förster hätten mehr zu sagen als Jäger.
Hier geht es aber nicht so sehr um "Wer hat das sagen", sondern auf welcher rechtlichen Basis wird gecacht und eben auch gejagt.
ich werde auch noch ausführen, wo dabei auch die Reizthemen entstehen werden. Wenn alle Verständnis für einander zeigen, sollte das Cachen in unseren Feldern und Wäldern eigentlich problemlos möglich sein.
Grundsätzlich gilt in Deutschland, dass die Nutzung von Grund- und Boden das alleinige Recht des jeweiligen Grundeigentümers ist. Das gilt natürlich auch für das Betreten und das Vergraben/Ausgraben von Dingen.
Grundbesitzer der Feldflur sind meist Landwirte, die der Wälder meist der Staat, die Gemeinden oft aber auch private Personen.
Förster sind Verwaltungsbeamte, eingesetzt vom Grundbesitzer um die Wälder und das darin wachsende Holz zu "managen" und wirtschaftlich "auszuschlachten". Förster sind (im Gegensatz zu Jägern) jedoch mit Polizei-ähnlichen Befugnissen ausgestattet.
Bei Feldern kann es sein, dass die Nutzung nicht unmittelbar von Grundeigentümer erfolgt, sondern, dass das Nutzungsrecht (z.B. an einen anderen Landwirt) verpachtet ist.
Ähnlich ist es mit dem Jagdrecht.
Auch dieses ist (allerdings mit bestimmten zusätzlichen Regulierungen) alleiniges Recht des Grundeigentümers.
Ein Jagdrevierpächter pachtet von dem/den Grundeigentümern das Recht in dem gepachteten Bereich die Jagd auszuüben und sich das erlegte Wild anzueignen.
Dazu sollte man wissen, dass Wild bis zum Zeitpunkt des Erlegens "herrenlos" ist, also niemanden gehört, durch das Erlegen aber in den Besitz des Revierpächters übergeht.
Das ist, vereinfacht gesagt, auch fast das Einzige was Jäger so dürfen.
Ansonsten haben Jäger noch einen Haufen Pflichten, u.a. die gesetzlichen Abschussvorgaben zu erfüllen, die meist viel höher liegen, als es sich der Jäger wünschen würde (aber das ist ein anderes Thema).
Jäger, definieren sich selbst nicht nur als Diejenigen die das wilde Getier "meucheln" und "morden" dürfen, sondern auch ganz stark als Einzigen, die versuchen für die Belange von Wildtieren Position zu beziehen und sie in der Öffentlichkeit zu vertreten.
Dies will auch ich hier nachfolgend tun.
Vorab: Leider geht dies nicht so ganz ohne eine implizite Doppelmoral von statten, was in der Natur der Jagd begründet ist.
Das soll heißen, auf wir Jäger auf der einen Seite versuchen, den Mitbürgern klar zu machen, wie wichtig es ist, den Lebensraum der Wildtiere zu respektieren und Störungen etc. im Lebensraum möglichst zu vermeiden, selbst aber rennen die Jäger in diesen herum um zu jagen.
Warum aber will ein "verantwortungsvoller" und "tierschutzbedächtiger" Jäger vermeiden, dass unsere Mitbürger zuviel Freizeit in den Wäldern verbringen?
Das Klischee besagt: "Damit er in Ruhe jagen kann und das Wild und den Wald für sich alleine hat".
Hmmm, die Antwort ist klar und simple aber auch ganz schön schwarz und weiß.
Der wirkliche Grund ist ungleich komplizierter.
Wildtiere habe einen recht ineffizienten Energiehaushalt.
Dies gilt insbesondere für Fluchttiere wie Reh-, Dam- und Rotwild, aber auch bei Wildscheinen.
Biologisch ist es weder bei Tieren noch bei Menschen vorgesehen, ständig auf der Flucht zu sein. Jede einzelne Flucht verbrennt ein hohes Maß an Energiereserven, was durch Nahrungsaufnahme wieder kompensiert werden muss.
Häufiges flüchten heißt auch häufig fressen.
Häufig fressen heißt aber auch weniger Zeit für Verdauung und Schlaf.
Wenig Zeit für Verdauung und Schlaf heißt weiteren Energieverbrauch.
Laut Kaiser: "Ein Teufelskreis".
Irgendwann kann die verbrauchte Energie vom Tier nicht mehr beschafft werden,
was im Extremfall dazu führen kann, dass ein Tier im grünen Feld schlicht weg verhungert.
Das Ganze ist im Winter noch schlimmer, weil viele Tierarten ihre Ernährung auf die Winterzeit einstellen und damit noch weniger Kalorien zu sich nehmen und auch können.
Um den Fluchtbedarf zu reduzieren suchen Wildtiere instinktiv Deckung, d.h. sie versuchen sich so zu verstecken, dass sie nicht gesehen werden, selbst aber gut sehen können.
In Analogie: Wenn ich mich als Mensch verstecken wollte, würde ich am ehesten versuchen mich "zuhause" zu verstecken; in der freien Natur wären die Besten Plätze ein Wald, ein Feldgehölz oder ähnliches.
Auch die Tiere verstecken sich am Liebsten "zuhause", also Wald, Feldgehölz oder Ähnlichem.
Nun kommt das Problem "Gecaching".
Grundsätzlich halte ich Geocaching für eine spannende und witzige Idee. Schnitzeljagd mit GPS und man kann nichts sagen, wenn damit SORGSAM und RÜCKSICHTSVOLL gespielt wird.
Mein erster Blick auf die Karten lässt mich jedoch Allerschlimmstes befürchten.
Caches sollten nicht im Wald, nicht einmal direkt im Gebüsch am Wegesrand angelegt oder gesucht werden.
Feldränder, Wiesenränder, Waldwegränder vor dem ersten Gebüschstreifen - alles kein Problem, aber bitte bitte nicht "mitten im Bestand".
Stellt Euch vor, Braunbären würden das Spiel spielen und Ihre Lieblingscaches wären Eure Schlafzimmer. Wer von Euch könnt wohl noch ruhig schlafen.
Es sind aber auch Zeitpunkt und Such-/Versteckverhalten wichtig:
- nicht laut schreiend, mit 5 Leuten gemeinsam durch die "Gemarkung" poltern
- möglichst nur tagsüber ausbringen und suchen
Ihr tut es nicht für uns Jäger, sondern wirklich für das - ohnehin durch die vielen Freizeitsportler (uns Jäger nicht ausgenommen) - schon arg gebeutelte Wild.
Nun noch das Ganze aus der Sicht des Jägers:
Es ist müßig darüber zu streiten, ob Jagd nun gut oder Schlecht ist - das gehört hier nicht hin.
Fakt ist, dass Jäger zumeist in Morgendämmerung und ab spätem Nachmittag und bis in die Nacht hinein jagen.
Das hat viel mit dem Verhalten des Wildes zu tun.
Wenn Ihr also bei Nacht cacht und dies NICHT mit den Jägern vor Ort absprecht, kann dies für alle Betroffenen frustrierend und im schlimmsten Fall sogar lebensgefährlich sein.
Man ist als Jäger zwar in der absoluten Pflicht nur auf etwas zu schießen was man wirklich als jagdbares Wild erkennen kann, aber die vergangenen 100 Jahre haben gezeigt, dass dies auch schon mal schief geht (natürlich mit dramatischsten Konsequenzen für den Jäger).
Es ist als auch in Eurem Interesse das Caching möglichst auf Zeiten zu verlegen, in denen man sowohl uns Jäger aber auch Euch sehen kann.
Wenn Ihr weitere Fragen dazu habt, oder das Ganze mit mir diskutieren möchtet, ich freue mich drauf.
In diesem Sinne ein freundschaftliches Waidmannsheil.