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Mal ganz allgemein zu den Rückrufen ...

Chris Race

Geowizard
Mit Kletterkram beschäftige ich mich ja nun noch nicht allzu lange (knapp über ein Jahr), aber bislang war ich der Meinung, dass das (sicherheitsrelevante) Zeugs einiges an Prüfungen hinter sich hat, bevor es der gemeine Kletterer am Gurt (oder er sich selbst daran) hängen hat. Ganz nach dem Motto: Wenn im Hersteller-Waschzettel steht, dass alle mit dem Gerät zusammenhängenden Aktionen gefährlich, mitunter sogar tödlich sein können, wird eben der Hersteller ausreichend dafür Sorge tragen, dass es in einem solchen Fall ganz sicher um menschliches und nicht um Materialversagen geht.

Die Rückrufe in letzter Zeit (Petzl 2 x, Singing Rock 1 x) machen mich da allerdings etwas nachdenklich :???: . Natürlich ist es löblich, wenn ein Hersteller zu einem Fehler steht, die fehlerhafte Ware zurückruft und für kostenlosen Ersatz sorgt (was mit Sicherheit auch ordentliche Auswirkungen auf die Finanzen desselben haben wird) - aber irgendwie ist das nicht so das gelbe vom Ei.

Haben die ihre Fertigungsprozesse nicht mehr im Griff, wird das Kletterzeugs im Vergleich zu früher heute verramscht und somit auf Teufel-komm-raus billig produziert? Oder hat nur die Qualitätssicherung im Vergleich zu vorher ordentlich zugelegt und evtl. Fehler, die schon immer hier und da auftauchten, werden genau dadurch nun erkannt?

Zugegeben, allzu viel ist durch die (veröffentlichten) Fehler ja nicht passiert, zumindest gab es keinen tödlichen Unfall, aber irgendwie passen PSA und Rückrufe weg. Material- bzw. Fertigungsfehler meiner Meinung nach nicht so recht zusammen.

Oder mache ich mir da nur unnötig Gedanken und verfalle dem Wunschdenken nach 100%iger Sicherheit?
 

adorfer

Geoguru
Das Equipment ist vergleichsweise sicher.
Aber Sachkunde ist eben trotzdem notwendig.
a) damit man bei Lieferung erkennt, wenn etwas nicht so ist, wie es eigentlich sein sollte (zu wenig Nähte...)
b) damit man erkennt, was sicherheitsrelevant ist bei Verschleiss (aufrebbelnde Nähte)
c) damit man damit umzugehen weiss, wenn während der Benutzung etwas nicht völlig urplötzlich versagt. (offen blockierende Abseilgeräte)

Daher: Requires special knowledge and propper training!
 

345

Geocacher
Hallo

Beim Gri Gri geht es ja um Verformungen durch zu hohe Last am Hebel.Sowas kommt ja wahrscheinlich eher selten vor.Alle eventuellen Bedienfehler kann man halt nicht simulieren,und Fehler die langsam zu wirken beginnen sowieso nicht.

Mfg 345
 
OP
Chris Race

Chris Race

Geowizard
-jha- schrieb:
Das Equipment ist vergleichsweise sicher.
Genau um dieses (nur) "vergleichsweise sicher" geht es ja!

-jha- schrieb:
Aber Sachkunde ist eben trotzdem notwendig.
Ohne Frage!

-jha- schrieb:
a) damit man bei Lieferung erkennt, wenn etwas nicht so ist, wie es eigentlich sein sollte (zu wenig Nähte...)
Das funktioniert aber auch nur dann, wenn z. B. im Bandfalldämpfer auf der einen UND auf der anderen Seite die gleiche Anzahl an Nähten vorhanden sein soll. Wenn überall 4 Nähte sind, Petzl aber eigentlich 5 vorgesehen hatte, dann glaube ich nicht, dass dir dieser Fehler auffallen würde.

Und wenn irgendwann ein Hersteller seine Karabiner zurückruft, weil man unter dem CT festgestellt hat, dass das Material minderwertig oder die Verarbeitung fehlerhaft war, dann muss man das noch lange nicht mit bloßem Auge erkennen können.

So meinte ich das, eher weniger in der Richtung "...wenn der User schlau ist und sich auskennt, merkt er es sowieso...".
 

DasBoenni

Geocacher
Einerseits finde ich ja vorbildlich das die Hersteller entsprechend schnell reagieren und über alle verfügbaren Kanäle die Produkte zurückrufen. Auf der anderen Seite hat das ganze schon einen gewissen Beigeschmack. Der gemeine Kletterer hat solche Vorfälle lange Zeit im Gedächtnis und wenn eine Neuanschaffung ins Haus steht dann können solche Patzer die Kaufentscheidung schon mal beeinflussen. Auf der anderen Seite sollte mal einer aufdröseln wie viele Unfälle tatsächlich aufgrund von Materialversagen passiert sind. Ich wage zu behaupten, dass ein 6er im Lotto wahrscheinlicher ist. Auch wenn es plump klingt aber wo Menschen arbeiten da passieren Fehler. Genau wie wir keine 100% Gewissheit haben unser Equipment in jeder Situation richtig zu bedienen so gibt es auch seitens der Hersteller keine 100%ige Sicherheit das Equipment fehlerfrei auf den Markt zu werfen.
 

Lariel

Geocacher
Tja, die Frage ist schon echt berechtigt.
Es gibt zwei simple Lösungen,
a) man hört auf zu klettern
b) man vertraut weiterhin den Herstellern

Aber überlegen wir mal, welche Gründe es für Rückrufe geben kann.
1) Designfehler. Da gibts zwei Unterschiede, der eine ist Verschulden des Herstellers. D.h. bei bestimmungsgemäßem gebrauch können Situationen entstehen, in denen das Gerät nicht sicher ist. Hierzu zählt z.B. das Chinch..., da wurde dann eher zu einer anderen Handhabung geraten als umdesigned. Und dann gibt es das Verschulden der Kunden (( "D' Leit...." sprich "Die Leute (schaffen alles und machen alles, an das du im Traum nie gedacht hättest)" )). Du denkst dir ein tolles Gerät aus, deine Kunden verwenden es aber auch anders und dann taugt es nicht mehr, also musst Du nachbessern.
Ersterer Fehler sollte bei guten Herstellern nicht passieren, zweiteres kann schnell passieren, da bessert man eben nach und gut ist. Ich denke der GriGri Rückruf ist eine Mischung aus beidem. Bei normalem Gebrauch kann der Fehler nicht passieren, aber wenn in einer extremanwendung oder durch viel Pech doch zuviel Last auf den Hebel kommt, sollte der das vielleicht besser doch überleben. Also bessert Petzl nach. Sehr löblich, andere Hersteller hätten vielleicht einfach nur gesagt "Leute, passt halt besser auf..."
2) Fertigungsfehler. Auch hier gibts verschiedene Unterarten. Zuerst muss man fragen, ob der Hersteller selbst fertigt oder es "outgesourced" hat. Wer sowas aus der Hand gibt und der Auftragnehmer scheisse baut (absichtlich oder nicht), sollte seine Geschäftspolitik oder seine Geschäftspartner ändern. Und um Vergebung bitten. Wenn es der Hersteller selbst verbockt hat ist die Frage, ob es eine Mischung aus Fertigung und Design ist (dann würde ich dem Hersteller nicht mehr trauen, keine Sachkunde) oder ob da technisch was schiefgelaufen ist (jede Maschine macht mal was nicht wie sie soll, das darf eigentlich nicht durch die Sicherheitskontrolle kommen, aber wenn, dann muss sich im Laden was ändern). Das ist so etwas das, was ich denke, was bei den Screamern von Petzl passiert ist. Das ist ECHT peinlich und hätte nicht passieren dürfen. Immerhin wird es nicht vertuscht.
3) Mutwillige Designschwächen. Das werden eigentlich nur Fälscher ohne Gewissen oder Geldgeile Neulinge auf dem Markt machen. Mit absicht an der Sicherheit sparen, damit man mehr Verdient und hoffen, dass es keiner merkt oder überlebt. Oder absichtlich schlechte Produkte auf den Markt werfen, die zwar nicht gefährlich sind, aber auch niemandem was bringen. Billigseile, bei denen nach dreimal abseilen der Mantel sich um 30 cm verschiebt sind sowas. Da kann man auch nicht sagen "war ja billig, musste der Kunde mit rechnen", denn das will niemand. Auch Seile, die als Statikseile verkauft werden, die aber von der Dehnung jedem Dynamikseil alle Ehre machen fallen darunter. Das ist zwar harmlos, aber "Verarsche", spricht sich auch schnell genug rum.

Von daher, ich beobachte seitdem ich klettere alle Rückrufe sehr genau, vermeide es in das Firmenbashing mit einzusteigen, ziehe aber auch meine Schlüsse draus. Es gab ja z.B. mal diese Kong Ringe, die gar nicht von Kong waren, auch keine Lasergravur hatten und nix hielten. Da kann man ja nicht auf Kong einschlagen, aber auf die Kunden, die nicht nachschauen und den Händler, der sowas verkauft.

So, genug geschwafelt, bis bald im Wald

Christoph (der weiterhin Petzl kaufen wird)
 
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