Das Weltbad Karlsbad – Teil 1
Wie im letzten Bericht vorhergesagt, möchte ich Euch heute zu einem Ausflug nach Tschechien einladen. Der gesamte Bericht ist bereits vor einiger Zeit im Geocaching- und Outdoormagazin „Rucksackabenteuer“ erschienen, für welches ich einige Jahre geschrieben habe. Da ich Euch den wunderschönen Ort aber auch hier gern ans Herz legen möchte, kommt jetzt hier der erste Teil. Und nicht wundern, die Bilder wurden zu unterschiedlichen Jahreszeiten aufgenommen, da wir meist jedes Jahr einmal mindestens einen Tag in Karlsbad verbringen.
Die Lage Karlsbads ist für ein Bad besonders geeignet: Ein romatisches Tal, durchflossen von dem Flüsschen Tepl, ist von allen Seiten von schön gestalteten und zum Teil bewaldeten Bergen umgeben und bildet so eine eigene idyllische Welt. Dort vergisst man leicht die Schwierigkeiten und Sorgen des Lebens, die weit hinter diesen Bergen wohnen“ So hat 1829 der Schriftsteller Wolfgang Adolph Gerle den Kurort beschrieben, der zu den berühmtesten und traditionsreichsten der Welt gehört. Dieser Beschreibung kann ich nichts hinzufügen, denn selten war ich nach einem viertägigen Kurzurlaub so positiv gestimmt, geerdet und entspannt. Die heilende Wirkung der Thermalquellen von Karlsbad soll schon im 14. Jahrhundert bekannt gewesen sein. Der Sage nach, soll ein Hirsch auf der Flucht vor Jägern, in einen warmen Tümpel gesprungen sein und so das heilende Nass entdeckt haben. Das Wasser der Quellen wurde ab 1370 zunächst für Heilbäder genutzt , ab dem 16. Jahrhundert kamen die Trinkkuren hinzu, die tausende von Kurgästen jährlich heute noch in Anspruch nehmen und von denen gesagt wird, das man sie am besten nutzt, bevor man sie braucht. Zwischen 1580 und 1700 durchlebte die Stadt eine schwere Zeit. Durch Hochwasser, Brände und den 30-jährigen Krieg wurde Karlsbad fast vollständig zerstört. 1707 erhielt die Stadt durch Kaiser Joseph alle Privilegien einer Königsstadt, 1711 und 1712 besuchte der russische Zar Karlsbad, wodurch der Stadt reichliche Förderungen zu Gute kamen. Der Arzt David Becher, den wir heute hauptsächlich durch den Kräuterlikör Becherovka kennen, schrieb Abhandlungen zur heilenden Wirkung der Quellwässer und machte die Stadt so immer bekannter und ihre Trinkkuren immer beliebter. Seit 1795 gibt es eine Kurgebühr, die seither zum Aufbau und Instandhaltung der Stadt genutzt wird. Ein Großteil der wunderschönen Bauten, die die Promenade heute noch zieren, wurden in dieser Zeit errichtet. Vor fast jedem Haus befindet sich im Gehsteig eine Hinweistafel zum Gebäude. Ich bin immer noch beeindruckt, das dort Zahlen wie 1707, 1719 oder 1756 zu lesen sind. Auch das riesige beeindruckende Grandhotel Pupp am Ende der Flaniermeile mit knapp 230 Zimmern und einem Casino, blickt auf eine über 320-jährige Geschichte zurück. In seiner heutigen Form wurde es 1877 errichtet. Der Blick auf das riesige Ensemble lässt einem den Atem stocken, die Hotelangestellten, welche in Uniformen und golden Transportwagen, die Autos der Gäste be- und entladen, verbreiten einen Hauch von Luxus und versetzen einen ein bisschen in eine andere Zeit.





In der Stadt findet man mehrere wunderschöne Kolonnaden. Das sind historische Kureinrichtungen in Form von Säulengängen aus verschiedenen Bauepochen. Sie kommen kunstvoll verziert aus strahlendweißem Holz oder auch altgriechisch mit vielen Säulen, Sandsteinstatuen und -verzierungen daher. So unterschiedlich sie aber auch erscheinen, eins haben sie immer gemeinsam, sie beherbergen die Heilbrunnen und bieten den Besuchern ein stilvolles Trinkerlebnis. Die Anwendung der Heilquellen ist vielfältig. Störungen des Verdauungssystems, Stoffwechselstörungen, Diabetes mellitus, Gicht, Übergewicht, Parodontose, Erkrankungen des Bewegungsapparates, Leber-, Gallen- und Bauchspeicheldrüsenerkrankungen sowie onkologische Leiden sollen die Trinkkuren lindern. Im Untergrund von Karlsbad ist noch Vulkanismus aktiv. Eruptionen und Ausbrüche gibt es zwar keine mehr, aber der „heiße Atem“ in der Erde sorgt für die Erwärmung der Quellen. Und davon gibt es so einige in der Stadt. Insgesamt sind 79 Austritte dokumentiert, 13 davon werden für die Trinkkur verwendet. Die Wassertemperatur bewegt sich dabei zwischen 30 und 73 Grad. Und so sieht man zu jeder Jahreszeit viele Leute mit den typischen Bädertassen von Quelle zu Quelle laufen und das Wasser geniesen. Diese historischen Schnabeltassen kann man in jeder möglichen Ausführung an den Souvenirständen erwerben. Genauso beliebt und ebenfalls an jeder Ecke zu haben, sind die beliebten Karlsbader Oblaten, ein dünnes Gebäck mit verschiedenen Füllungen. Kurz erwärmt, kann man sie in den Fußgängerzonen kaufen und während des Spaziergangs geniesen oder zu mehreren Stück verpackt, als Erinnerung oder Mitbringsel mit in die Heimat nehmen. Man kann sich Reiseführer kaufen, eine Stadtführung machen, sich einfach zwischen die vielen Touristen und Kurgäste mischen und die Stadt auf eigene Faust erkunden. Wir haben uns natürlich für eine Abenteuertour mittels Geocaching entschieden und es nicht bereut.



Wie man sich vorstellen kann, sind physische Verstecke an so einer Touristenattraktion schwer umzusetzen. Selbst wenn man unauffällige Verstecke findet oder schafft, so kann es im schlechtesten Fall wahrscheinlich Stunden dauern, bis man Zugang zum Objekt der Begierde erlangt. Dennoch haben wir uns an einen Tradi gewagt. Nachdem wir in eine ähnliche Umgebung, wie an einem Raststättencache ankamen und auch Mitmenschen antrafen, die sich dementsprechend verhielten, brachen wir ab und entschieden uns für zwei Earthcaches, einen Virtual und eine vielversprechende Letterbox. Der Earthcache „MINERAL SPRINGS OF KARLSBAD“ erzählt Euch im Listing allerlei Interessantes zu den Thermalquellen, welche ihr alle in der Nähe findet. Eine einfache Frage gilt es per Mail zu beantworten und ein Foto von Euch oder einem persönlichen Gegenstand an einer der drei Quellen Svoboda, Hadi oder Sadový dem Log zuzufügen. Das Foto lässt sich unterwegs gut schießen, an einem der gewünschten Punkte kommt ihr sicher vorbei, es heißt nur einfach die Augen offen zu halten. Nicht weit entfernt, könnt ihr den Virtual „Mlýnská kolonáda“ absolvieren. Die Mühlkolonnade ist die größte, sehr beeindruckende Kolonnade und beherbergt fünf Quellen. Mit Hilfe eines Bildes im Cache sucht ihr an diesen Wasserstellen Buchstaben, die am Ende eine Mailadresse ergeben, welche Euch den Log ermöglicht. Zusätzlich benötigt ihr ein Foto von Euch innerhalb der 124 Säulen, die das Dach der Kolonnade tragen. Ihr müsst eine schöne Stelle finden, bei der ihr beide Uhren des Bauwerkes mit im Bild habt. Auf der Kolonnade findet ihr zwölf Statuen, die jeweils einen Monat des Jahres verkörpern. Als Bonusaufgabe könnt ihr Euch mit der Figur Eures Geburtsmonates ablichten.





Weiter gehts mit dem Touristenstrom zu „Vřídlo“, einem Earthcache am Wahrzeichen von Karlsbad. Die heiße Quelle ist die beeindruckendste der Stadt und in einem separaten modernen Gebäude untergebracht, welches 1975 errichtet wurde. Vorher beheimatete erst eine gußeiserne, dann eine hölzerne Kolonnade den Sprudel. Zuviel möchte ich an dieser Stelle gar nicht über den sehenswerten Geysir erzählen, denn Vieles benötigt ihr für die Beantwortung der Cachefragen. Vor Ort haben wir allerdings nichts gefunden, was uns diesbezüglich weitergeholfen hätte, alle Antworten konnten wir aber gut im Netz finden. Außerhalb des Gebäudes fällt Euch vielleicht am Ufer der Tepl, genau wie uns, eine Menschenansammlung und aufsteigender Wasserdampf auf. Dort wird Quellwasser in den Fluss abgeleitet und bildet abstrakte Formen und verschiedene Farben auf dem Grund und an der Ausflußstelle, welche durch die mineralischen Inhaltstoffe des Wassers entstehen. Dieses Prinzip nutzt Karlsbad für die Herstellung von Souvenirs. Unter der Quelle, in den Tiefen des Erdreichs, werden Rosen mit Quellwasser umspült und so „versteinert“. 30-minütige Touren in den Untergrund kann man von Mai bis Oktober und am Besten im Voraus unter https://splzak.cz/cs/online buchen.



Ein Stück weiter flußaufwärts findet ihr eine, mit dem Schriftzug „Karlovy Vary“ verzierte Brücke über die Tepla. Der Blick entlang des Flusses bis zum Grandhotel Pupp, gesäumt mit den wunderschönen geschichtsträchtigen Häusern, laden zum Fotografieren ein. An dieser Stelle könnt ihr auf der Geocachingkarte eine Letterbox entdecken, welche unser Interesse schon lange vorher zu Hause erweckte. Mit einer Schwierigkeit von fünf, 81% Favoritenpunkten und nur durchschnittlich 60 Funden im Jahr stellt sie eine Herausforderung dar, die wir nur zu gern annahmen. „Dacinci-Code“ ist an die Handlung und den Film „Der Da Vinci Code“ angelehnt, den man zur Lösung des Caches aber nicht unbedingt gesehen haben muss. Los gehts mit einem Videolink im Listing. Alles Weitere müsst ihr nun selbst herausfinden. Wer entschlüsselt hat, wohin die Reise nach dem Schatz geht, wird schon mit einer tollen ersten Station belohnt. Und wenn man denkt, man ist der finalen Behausung sehr nahe gekommen, findet man sich erstaunt, an einem Tisch mit einer metallenen glänzenden Scheibe wieder, die einen vor die nächste mysteriöse Herausforderung stellt. Bei Fragen hilft die Ownerin recht schnell und unkompliziert weiter. Dieses Abenteuer ist wirklich uneingeschränkt empfehlenswert.




Im nächsten Bericht gehts auf die Berge und zu den Aussichten links und rechts des Flusses Tepl und zu ein paar Orten abseits des Touristenstroms.. Ich hoffe, ich konnte Euch etwas neugierig machen und ihr freut Euch auf die Fortsetzung. Bis dahin eine schöne Woche und seid lieb gegrüßt, von Eurer Chaos_Schnecke Tina
B Karlsbad Stadt (45)
chaosschnecke